„Peter Behrens – Kunst und Technik“

LVR-Industriemuseum zeigt Ausstellung zu Peter Behrens – dem Wegbereiter der Moderne

„Die Industrie hat es in der Hand, durch das Zusammenführen von Kunst und Technik Kultur zu schaffen.“
Peter Behrens

Ehemaliges Verwaltungsgebäude und Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen, 1921 – 1925. Im Vordergrund Teile eines Walzwerks der Produktionsanlagen bei den „Vereinigte Deutsche Nickel-Werke AG“, vorm. „Westfälisches Nickelwalzwerk Fleitmann, Wille & Co.“ in Schwerte (Ruhr). Ohne Datierung

Ehemaliges Verwaltungsgebäude und Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen, 1921 – 1925

Peter Behrens (* 14. April 1868 in Hamburg, † 27. Februar 1940 in Berlin) zählt zu den bedeutendsten deutschen Architekten und war ein Pionier des modernen Designs. Anlässlich seines 150. Geburtstags widmet ihm das LVR-Industriemuseum ab dem 28. April 2018 eine neue Dauerausstellung mit dem Titel „Peter Behrens – Kunst und Technik“ im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Wohnhaus Behrens in der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe bei Darmstadt, 1900 – 1901, Depositum Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Wohnhaus Behrens in der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe bei Darmstadt, 1900 – 1901, Depositum Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts

Das künstlerische Schaffen von Peter Behrens umfasst fast alle Bereiche der Gestaltung: Möbel, Keramik, Porzellan und Bestecke, Kleider, Tischdecken und Servietten sowie Gebrauchsgrafik und Plakate. Als Künstlerischer Berater der AEG prägte er deren Corporate Design. In Behrens’ Atelier nahmen die Karrieren der späteren Bauhaus-Künstler Walter Gropius, Mies van der Rohe und Adolf Meyer ihren Anfang. Le Corbusier zählte für einige Zeit zu seinen Mitarbeitern.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Kleid, Entwurf Peter Behrens

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Blick in die Ausstellung

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, die lachende Kaffeekanne von Kaiser’s Kaffee, Entwurf Peter Behrens, 1914


Kunst für die Industrie

Die Verbindung von Kunst und Technik war Behrens’ zentrales Anliegen, das er in zahlreichen Schriften und öffentlichen Vorträgen diskutierte. Heute noch gebräuchliche Firmenlogos für AEG und MAN und der Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ am Reichs­tags­gebäude in Berlin stammen aus seiner Feder, genauso wie die Entwürfe für die AEG-Turbinenhalle in Berlin-Moabit, das Hoechst-Verwaltungsgebäude in Frankfurt/Main und das Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen, das heute als Peter-Behrens-Bau das Sammlungdepot des LVR-Industrie­museums beherbergt. Die dortige Dauerausstellung wurde völlig neu konzipiert und um neue Exponate und Leihgaben ergänzt.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, AEG-Tischventilator, Entwurf Peter Behrens, um 1908

Mit der Einstellung des Künstlers und Architekten Peter Behrens im Jahr 1907 schuf die damalige „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ als erstes Unternehmen überhaupt die Stelle eines „Künstlerischen Beirats“. Peter Behrens, Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule und Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, zeichnete bei AEG bis 1914 verantwortlich für grundlegende, umfassende Neuerungen, die das Erscheinungsbild des Unternehmens über Jahrzehnte hinweg prägen sollten.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, AEG-Tee- und Wasserkessel, Entwurf Peter Behrens, 1909


Architektur und Design

Die neue Ausstellung im 5. Obergeschoss des Peter-Behrens-Baus präsentiert eigens nach Originalentwürfen entwickelte Architektur­modelle, die von der Peter Behrens School of Arts der Hochschule Düsseldorf umgesetzt worden sind, sowie zahlreiche aktuelle und historische Fotografien seiner Bauten. Hinzu kommen etliche Exponate aus der Sammlung des LVR-Industriemuseums, darunter frühe Haushaltsgegenstände im Jugendstil und technische Geräte für namhafte Firmen wie AEG oder Villeroy & Boch sowie Leihgaben aus anderen Instituten und von Privatsammlern. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Behrens’ Schaffen als Architekt und Industriedesigner.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, AEG-Synchronuhr, Entwurf Peter Behrens, um 1910

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, AEG „Große Sparbogenlampe“, Entwurf Peter Behrens

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Turbinenhalle der AEG in Berlin-Moabit, 1908 – 1909


Auftakt zum Jubiläumsjahr „100 jahre bauhaus im westen“

„Peter Behrens – Kunst und Technik“ bildet zusammen mit den Ausstellungen „#alleskönner. Peter Behrens zum 150. Geburtstag“ (17. März bis 1. Juli 2018) im Museum für Angewandte Kunst in Köln (MAKK) und „Peter Behrens. Das Praktische und das Ideale“ (18. Mai bis 14. Oktober 2018) in den Kunstmuseen Krefeld/Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld den Prolog zum NRW-Verbundprojekt „100 jahre bauhaus im westen. Gestaltung und Demokratie. Neubeginn und Weichenstellungen im Rheinland und in Westfalen“. Am 12. April 1919 aus der Vereinigung der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar und der 1915 aufgelösten Kunstgewerbeschule Weimar entstanden, 1925 nach Dessau umgezogen und 1933 in Berlin unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen, bestand das Bauhaus nur 14 Jahre und gilt heute weltweit als Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst. Als Beitrag zu dem Verbundprojekt „100 jahre bauhaus im westen“ soll im Peter-Behrens-Bau die Ausstellung „Stoff und Form“ (19. Mai 2019 bis 23. Februar 2020) in Kooperation mit dem Deutschen Kunststoff-Museum gezeigt werden.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Technisches Verwaltungsgebäude der Hoechst AG in Frankfurt-Höchst, 1921 – 1925, Depositum Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts

Die neuen Architekturmodelle im Maßstab 1:200 (Industriebauten aus Platane) und im Maßstab 1:100 (Wohn- und Verwaltungs­bauten aus Hainbuche) wurden 2015 von Studenten des Seminars Öffentlichkeitsarbeit von Prof. Dr. Thorsten Scheer​ in den Werkstätten für Modellbau und Prototypen des Fachbereichs Architektur und Innenarchitektur der Peter Behrens School of Arts auf zwei CNC-Fräsen hergestellt. Einige der Architekturmodelle sind noch bis 5. Mai 2018 für die Ausstellung „Peter Behrens. Das Nürnberger Intermezzo“ an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg ausgeliehen, beispielsweise das Modell der Tabakfabrik der Österreichischen Tabakregie in Linz, Behrens’ letzter Industriebau.

„Peter Behrens – Kunst und Technik“, Blick in die Ausstellung

„Peter Behrens – Kunst und Technik“

„Peter Behrens – Kunst und Technik“ im LVR-Industriemuseum Peter-Behrens-Bau ist vom 28. April bis 15. September 2018 Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben im LVR-Industriemuseum freien Eintritt. Ab 18. September 2018 wird der Peter-Behrens-Bau mit der Eröffnung der Ausstellung „Stoffwechsel – Die Ruhrchemie in der Fotografie“ (16. September 2018 bis 17. März 2019) im 1. Obergeschoss des Peter-Behrens-Baus regulär von Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet sein. Die Ausstellung wird eine Auswahl des erhaltenen Foto­be­standes der Ruhrchemie AG und ihrer Nach­folge­gesell­schaften in Oberhausen zeigen und ist eine Gemeinschafts­aus­stellung mit der LUDWIGSGALERIE Schloss Oberhausen. Beide Ausstellungsorte sollen durch einen neu angelegten industriehistorischen Pfad miteinander verbunden werden.

Gasometer Oberhausen, Aussicht aus dem 5. Obergeschoss des Peter-Behrens-Baus

Zur Ausstellung entsteht eine Publikation „Peter Behrens 1868/2018“ in Kooperation mit dem MAK Köln und den Kunstmuseen Krefeld (Deutsch/Englisch) im Verlag Kettler, Dortmund, ISBN 978-3-86206-695-7. In 12 Themenheften, die in einem Schuber zusammengeführt werden, beleuchtet jedes Haus jeweils neue Aspekte in Behrens’ Schaffen. In Oberhausen sind die Themenhefte „Der „große Stil“ und die Form. Peter Behrens als Autor“ (Autor Thorsten Scheer), „Tektonische Ambivalenz. Die AEG-Turbinenfabrik von Behrens“ (Autor Carsten Krohn) und „Sachlichkeit und Expressionismus. Behrens’ Bauten in Oberhausen und Frankfurt-Höchst“ (Autor Holger Klein-Wiele) auch einzeln erhältlich.

Kommentare