Vorschau: 29. Techno-Classica Essen 2017

Weltmesse für Oldtimer, Classic- & Prestige-Automobile, Motorsport, Motorräder, Ersatzteile, Restaurierung und Welt-Clubtreff

Die Techno-Classica Essen war 1989 die erste internationale Klassiker-Messe in Deutschland und ist damit zum Vorbild für zahlreiche Veranstaltungen ihrer Art geworden. Doch sie blieb nicht nur Blaupause für andere Messen, sondern festigte ihre Vorreiter-Rolle, indem sie ihr Angebot für die mittlerweile über 200.000 Besucher und Aussteller immer attraktiver machte.

Stets optimierte der Veranstalter S.I.H.A. die Zusammenarbeit mit Ausstellern, Händlern und Clubs sowie auch mit der Industrie. Sie schärfte das eigene Profil, bei dem Wachstum kein Selbstzweck ist: Es entsteht, wenn man sich nicht auf Erfolgen ausruht, sondern neue Wege geht.

Ihre Größe und Vielfalt, die nur durch konsequente Weiterentwicklung möglich geworden sind, machen die Techno-Classica Essen auch 2017 einzigartig. Sie präsentiert die ganze Klassik-Welt unter einem Dach und ist in ihrer Art unübertroffen.


Sonderausstellung „Formel 1 in Monaco: The Golden Fifties“

Mit dem Großen Preis von England in Silverstone begann 1950 eine völlig neue Ära des Motorsports: Die Formel 1 mit erstmals einem weltweit einheitlichem Reglement und einer Fahrer-Weltmeisterschaft (und ab 1958 auch einer Konstrukteurs-Weltmeisterschaft) feierte Premiere. Bis heute schreibt die Formel 1 ihre Erfolgsgeschichte fort.

Eines der turbulentesten Jahrzehnte war die Zeit von 1950 bis 1960 – und die Großen Preise von Monaco gehören noch heute zu den spannendsten und glamourösesten Rennen der ganzen Saison. Den Siegern winkt nicht nur sportlicher Ruhm sondern auch die Ehrung durch den monegassischen Fürsten.

Diesem ersten Jahrzehnt der Formel 1 auf der traditionsreichen Strecke am Mittelmeer widmet der Veranstalter der Techno-Classica Essen, S.I.H.A., die große Sonderschau um das Palais de l’Automobile in Halle 6 mit dem Titel „Formel 1 in Monaco: The Golden Fifties“. In den Sonderschauen der S.I.H.A. bei der Techno-Classica Essen präsentiert der Veranstalter seit 1989 jedes Jahr besondere automobilhistorische Preziosen für die Connaisseurs unter den Klassik-Enthusiasten – spektakuläre, seltene, faszinierende Automobile. Sie alle schrieben Automobilgeschichte und sind meist nur exklusiv bei der Klassik-Weltmesse zu sehen.

So auch in diesem Jahr: Ein ganz besonderer Formel-1-Monoposto steht im Mittelpunkt der Präsentation. Es ist jener Maserati 250 F, mit dem Juan Manuel Fangio 1957 den Großen Preis von Monaco mit über 25 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten ins Ziel fuhr. Dieser Original-Wagen befindet sich seit vielen Jahren in Sammlerhand und wird auf der Techno-Classica Essen zum ersten Mal seit über 20 Jahren der Öffentlichkeit präsentiert.

Maserati 250, Juan Manuel Fangio, Monte Carlo, 1957. © Maserati

Fangio beherrschte wie kein anderer Rennfahrer die Rennszene – und beendete im Jahr 1958 nach den ersten beiden WM-Läufen seine Rennfahrerkarriere. Bis dahin hatte der Argentinier fünf Weltmeistertitel errungen und war der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten – bis Michael Schumacher ihn im Jahr 2003 übertrumpfte. Doch mit 24 Siegen bei 51 Grand-Prix-Starts hatte Fangio indes eine bis heute unübertroffene Erfolgsquote erreicht.

Kein Wunder, dass er ein weiteres Formel-1-Auto der Techno-Classica-Essen-Sonderschau zur Weltmeisterschaft fuhr – und das gleich zwei Mal: 1954 und 1955 wurde Fangio Weltmeister auf Mercedes-Benz-Silberpfeilen des Typs W 196 R. Ein solcher Werks-Monoposto ist als Leihgabe des Mercedes-Benz-Museums am Palais de l’Automobile zu bewundern.

Großer Preis von Monaco (Europa) am 22. Mai 1955. Juan Manuel Fangio (Startnummer 2) und Stirling Moss (Startnummer 6), beide auf Mercedes-Benz Formal-1-Rennwagen W 196 Monoposto an der Gasometer-Spitzkehre. Mit der Startnummer 26 – Alberto Ascari auf Lancia D 50. © Mercedes-Benz

Auch die weiteren Schmuckstücke der Formel-1-Retrospektive erzählen Geschichten von Sensationen, Tragödien, Triumphen und Helden. So zum Beispiel jener Lancia-Ferrari D 50, dessen Cockpit Peter Collins in Monza für seinen Teamkollegen Fangio räumte, nachdem jener ausgefallen war. Damals war ein Autotausch erlaubt, die Fahrer erhielten jedoch nur die halbe Punktzahl. Collins ermöglichte Fangio (der in jenem Rennen den zweiten Platz erzielte) damit den Weltmeisterschaftssieg – und verzichtete damit auf den auch für ihn noch möglichen Gewinn der Weltmeisterschaft. Sein Argument: „Fangio hat es verdient.“ Diese Ritterlichkeit sucht man heute in der Formel 1 vergeblich…

Monaco war auch der Schauplatz des zweiten Sieges einer automobilen Revolution: Nachdem Stirling Moss in der 1958er-Saison erstmals einen Nachkriegs-Grand-Prix-Rennwagen mit Mittelmotor – einen Cooper T 45 Climax S4 – beim Großen Preis von Argentinien zum Grand-Prix-Sieg peitschte, legte Maurice Trintignant beim Großen Preis von Monaco mit einem Monoposto gleichen Typs nach und gewann das Rennen, das durch viele Ausfälle gekennzeichnet war. Sein Siegerwagen ist einer der Stars der S.I.H.A.-Sonderschau.

Ein weiterer Protagonist des turbulenten ersten Formel-1-Jahrzehnts ist der Lotus 18. Auch dieses Auto machte in Monaco Furore: Stirling Moss gewann den Großen Preis von Monaco 1960 im Lotus 18 des Rob Walker Teams und feierte damit den ersten Sieg für Lotus in der Formel-1-Weltmeisterschaft – bei dessen zweitem Formel-1-Einsatz. Auch dieser Siegerwagen wird bei der Techno-Classica-Essen-2017-Sonderschau gezeigt werden.

Dazu plant die S.I.H.A., weitere Raritäten – wie einen BRM P 25 – nach Essen zu bringen. Details dazu werden kurz vor Eröffnung der Messe bekannt gegeben…


Blick zurück in die Zukunft: Sonderausstellung „Unter Strom – Die Geschichte der Elektroautos“

Das Thema ist so aktuell wie nie zuvor – und dennoch über 135 Jahre alt: Seit 1881/1882 gibt es fahrtaugliche Automobile mit Elektromotor. Und anfangs schien es, als ob sie sich durchsetzen würden. Aber vor 105 Jahren – 26 Jahre nach Erfindung des Benzin-Automobils – begann der eigentliche Siegeszug der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Nun scheint deren Epoche jetzt dem Ende zuzugehen. Derzeit setzen Elektroautos zum Überholen an und Experten prophezeien: Dem Elektroauto gehört die Zukunft. Die Diskussion über zukünftige Antriebsenergien steht derzeit unter hoher Spannung – genau wie vor rund 105 Jahren.

Stanley Steamer. © Markus Bolsinger

Folgerichtig widmet die Techno-Classica Essen dem Thema „Benzin versus Strom“ die Sonderausstellung: „Unter Strom – Die Geschichte der Elektroautos“. Der Blick richtet sich zurück in die Zukunft des Jahres 1912, als der elektrische Anlasser den Weg für Benzin-Automobile frei machte.

Detroit Electric, 1915. © Markus Bolsinger

Im Mittelpunkt der Sonderschau im Foyer West der Messe Essen stehen vom 5. bis 9. April 2017 fünf Automobile. Ein Stanley Steamer aus dem Jahr 1915 verkörpert den Dampfantrieb. Ein Detroit Electric aus dem Jahr 1915 steht für mit Strom betriebene Personenwagen aus der automobilen Frühzeit. Diese beiden Fahrzeuge stammen aus dem Automuseum Melle. Das Museum Autovision in Altlußheim fährt das erste funktionsfähige Elektroauto der Welt, einen Aytron & Perry von 1881/1882, auf. Es handelt sich dabei um eine Rekonstruktion, das Original ist verschollen.

Ayrton & Perry Electric Tricycle (Nachbau). © Museum Autovision

Die Adam Opel AG schlägt die Brücke zur Moderne und präsentiert eines der derzeit modernsten Elektroautos – den Opel Ampera-e, der mit voller Batterie-Ladung rund 500 Kilometer weit kommt und damit Reichweiten-Weltmeister unter den aktuellen Stromern ist. Ebenfalls aus dem Hause Opel stammt ein Opel 6/16 PS des Jahres 1911, der als typischer Vertreter damaliger Benzin-Automobile verdeutlicht, wie mühsam sich damals die Fortbewegung in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gestaltete.

Opel Torpedo Double Phaeton, 1911. © Opel

Die Elektro-Sonderschau entführt die Messe-Besucher in eine Zeit, in der Autofahren noch ein echtes Abenteuer war. In eine Zeit, in der sich vor allem in den USA die Hersteller von Benzinautomobilen, Dampfwagen und Elektrofahrzeugen ein beinhartes Wettrennen um die Gunst der Automobilisten lieferten – und das schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts.

Opel Ampera-e. © Opel

Benzinautos waren nur mit schierer Muskelkraft zu starten. Sie waren störanfällig und mit ihren unsynchronisierten Getrieben gerieten die Gangwechsel zum Geschicklichkeitsspiel für Könner. Dampfautos benötigten eine lange Vorheizzeit, und ohne Dampfkondensator musste alle 30 Kilometer Wasser nachgefüllt werden. Die Elektroautos hingegen waren kinderleicht zu bedienen. Doch litten sie unter der geringen Reichweite der klobigen und schweren Akkus und erforderten lange Standzeiten zum Aufladen der Batterien. Ihre Reichweite betrug in jenen Jahren pro Ladung maximal 150 Kilometer – unter optimalen Bedingungen. Das Aufladen dauerte oftmals einen ganzen Tag/eine Nacht. Benzinautos schafften damals locker über 300 Kilometer – je nach mitgeführter Benzinmenge – und waren in wenigen Minuten zu betanken.

Im Jahr 1912 schließlich machte – Ironie des Schicksals – ein Elektromotor den von Elektromotoren angetriebenen Autos den Garaus: Damals erlangte der Startermotor Serienreife – Benzinautos verloren einen ihrer größten Nachteile: Ihre Motoren sprangen nun (zumeist) auf Knopfdruck an. Und als sich das Tankstellennetz zu einem engmaschigen Geflecht entwickelte, ging die Ära der Elektroautos rasch zu Ende.

Bis in die späten 1990er-Jahre fristeten die Stromer ein Nischendasein. Als in den letzten Jahren immer intensiver nach Alternativen zu den Verbrennungsmotoren gesucht wurde, geriet der Elektroantrieb wieder in den Fokus. Sein größter Makel – die geringe Reichweite, bedingt durch begrenzte Stromspeicher-Kapazitäten – gerät dank Fortschritten in der Batterie-Technik immer mehr in den Hintergrund. Und auch die früher hohen Kosten für die Stromspeicher sind in den letzten Jahren gesunken. Die deutsche Traditionsmarke Opel beispielsweise beweist dies eindrucksvoll mit dem Ampera-e, der ab Herbst dieses Jahres auf den Markt kommen soll.

In der Techno-Classica-Essen-Sonderschau steht er den mit verschiedenen Antriebssystemen ausgerüsteten historischen Automobilen zur Seite – und führt die Messe-Besucher wieder zurück in die Gegenwart.

Die 29. Techno-Classica Essen 2017 ist am Mittwoch, 5. April (Happy View Day/Vorschau) von 14 bis 20 Uhr geöffnet, vom 6. bis 9. April öffnet die Messe um 9 Uhr ihre Pforten und schließt um 18 Uhr bzw. am Freitag um 19 Uhr. Weitere Informationen unter www.siha.de.

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