Der Tagebau Garzweiler im Rheinischen Braunkohlerevier

Besichtigung im Rahmen der Ferienführungen 2016

Die subventionierte Förderung der Steinkohle in Deutschland wird zum Ende des Jahres 2018 beendet, so will es das Steinkohlefinanzierungsgesetz. Dann werden auch die letzten beiden aktiven Steinkohlenbergwerke Prosper-Haniel in Bottrop und Ibbenbüren im Tecklenburger Land geschlossen. Braunkohle soll im Rheinischen Braunkohlerevier bis zum Jahr 2045 gefördert werden, im Lausitzer Braunkohlerevier im Südosten Brandenburgs und Nordosten Sachsens auch noch darüber hinaus. Besichtigungen der Steinkohlenbergwerke sind nahezu unmöglich bzw. die rare Ausnahme, die Tagebaue und Kraftwerke der RWE Power AG im Rheinischen Braunkohlerevier können dagegen von Gruppen ab 20 Personen nach Anmeldung während des ganzen Jahres kostenlos besichtigt werden. Einzelpersonen und kleinere Gruppen sind auf Führungen zu festen Terminen angewiesen, in den Herbstferien in Nordrhein-Westfalen werden mittwochs Besichtigungen des Tagebaus Garzweiler und des Kraftwerks Niederaußem und donnerstags Besichtigungen des Tagebaus Inden und des Kraftwerks Weisweiler angeboten. So stand also am 12. Oktober 2016 zunächst die Besichtigung des Tagebaus Garzweiler an, Treffpunkt war das Info-Center in Grevenbroich-Frimmersdorf. Dort befindet sich ein Modell eines Braunkohle-Tagebaus, anhand dessen zunächst Themen wie die Entstehung der Braunkohle im Rheinischen Braunkohlerevier, Funktionsweise eines Braunkohle-Tagebaus, der Umsiedlung von Ortschaften und die Rekultivierung der Abbaufelder erläutert wurden. Das kennt man, und es bräuchte dementsprechend auch nicht mehr vorgekaut zu werden. Eine anschauliche Informationsbroschüre mit entsprechenden Details für die Besucher, die es interessiert, wäre an dieser Stelle sinnvoller. Wer nun denkt, was geht mich das an, ich wohne nicht in der Gegend, dem sei gesagt, dass die bei der Verstromung der Braunkohle entstehenden Treibhausgase natürlich globale Auswirkungen auf das Klima haben. Weiters wird auch die Bundesautobahn 61 dem Tagebau Garzweiler II weichen. Die Finanzierung des in NRW in diesem Umfang einmaligen Projekts A44/A61/A46 (Um das Jahr 2017 herum wird die A61 vom weiter fortschreitenden Tagebau in Anspruch genommen; im Jahr 2035 soll die Wiederherstellung der A61 erfolgen.) am Rande der Ballungsräume Düsseldorf und Köln ist aber Bundessache, womit alle Steuerzahler in Deutschland dafür zur Kasse gebeten werden.

Schaufel eines Schaufelradbaggers am Info-Center des Tagebaus Garzweiler

Im Anschluss ging es mit einem geländegängigen LKW mit Bus-Aufbau zum Tagebau Garzweiler. Wer schon immer wissen wollte, wie bequem es ist, auf der Ladefläche eines LKWs mitzufahren, ist hier bestens aufgehoben. Wer unterwegs fotografieren möchte, dem sei empfohlen, sich einen Sitzplatz an einem der Fenster zu sichern, welches sich öffnen lässt, durch spiegelnde Fenster zu fotografieren macht nämlich keinen Spass. Natürlich waren diese Sitzplätze schon alle belegt, eben Murphys Gesetz, und bei dem schmuddeligen Herbstwetter beschlugen die Fenster obendrein von innen.

geländegängiger LKW mit Bus-Aufbau

Der erste Halt des LKWs war an der Beladebrücke für die Zugbeladung, wo die Massenschüttgüter durch einen Trichter von oben in die Waggons gefüllt werden. Die Werksbahn wird für den Transport von Braunkohle und Abraum über größere Entfernungen zwischen den Tagebauen Hambach und Garzweiler, den Kraftwerken Niederaußem, Neurath, Frimmersdorf und Goldenberg sowie den kohlenveredelnden Fabriken Fortuna-Nord, Frechen und Ville/Berrenrath eingesetzt.

Tagebau Garzweiler, Zugbeladung an der Beladebrücke

Elektrische Lokomotive 553 der RWE Power AG, Typ EL 1, Hersteller Krupp/BBC, 1960

Vorbei am Kohlebunker und dem Bandsammelpunkt des Tagebaus Garzweiler, wo die kilometerlangen Bandanlagen von der Gewinnungsseite, wo Schaufelradbagger Braunkohle und Abraum gewinnen, und der Verkippungsseite, wo Absetzer den Abraum wieder verteilen, zusammenlaufen, ging es zum Bagger 288, der mit einer Nennförderleistung von 240.000 m³/Tag zu den größten Baggern der Welt zählt. Sein Gewicht von 12.840 t wird über die Gleisketten gleichmäßig auf den zuvor geebneten Untergrund verteilt. Aussteigen aus dem LKW auf dem Betriebsgelände des Tagebaus war leider nicht vorgesehen, und der Bagger 288 war leider auch nicht in Betrieb zu sehen, so dass man ein Gefühl dafür bekommen hätte, wie schnell bei einem Nenninhalt der Schaufeln von je 6,6 m³ der Abbau vonstatten geht.

Tagebau Garzweiler, Bagger 288 der RWE Power AG, Hersteller Fried. Krupp AG, 1978, Schaufelrad mit 18 Schaufeln, Ø 21,6 m

Tagebau Garzweiler, Bagger 288 der RWE Power AG, Hersteller Fried. Krupp AG, 1978, Gleiskettenlaufwerk

Tagebau Garzweiler, Bandanlage

Abschließend wurde noch der Aussichtspunkt Titz-Jackerath angefahren, allerdings direkt darauf hingewiesen, sich dort nicht zu lange aufzuhalten, da die Zeit bereits fortgeschritten war. Bei gutem Wetter dürfte man dort einen guten Überblick über den Tagebau Garzweiler mit der Gewinnungs- und Verkippungsseite und dem Bandsammelpunkt haben, bei usseligem Herbstwetter war es dort einfach nur ungemütlich, und die Bagger und Absetzer waren in der Ferne teilweise nur zu erahnen.

Tagebau Garzweiler, Skywalk am Aussichtspunkt Titz-Jackerath

Tagebau Garzweiler

Tagebau Garzweiler

Tagebau Garzweiler, Bandsammelpunkt

Ein Großteil der Teilnehmer an der Führung durch den Tagebau Garzweiler hatte sich auch zu der Führung durch das Kraftwerk Niederaußem angemeldet, was natürlich auf der Hand liegt, denn schließlich möchte man ja sehen, was mit der abgebauten Braunkohle geschieht. Da die RWE Power AG in ihren Kraftwerken Fotos nur für den persönlichen Gebrauch gestattet, verzichte ich an dieser Stelle auf eine Darstellung dieser Führung, die mir persönlich sehr viel interessanter und aufschlussreicher erschien als die Fahrt durch den Tagebau.

Kraftwerk Niederaußem, Braunkohlenkraftwerk mit optimierter Anlagentechnik (BoA), von öffentlichen Verkehrswegen aus aufgenommen (Panoramafreiheit)

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