„Mamma Mia! – Das Musical“

„Mamma Mia! – Das Musical“ – Musik, Texte: Benny Andersson, Björn Ulvaeus; Buch: Catherine Johnson; Deutsche Übersetzung (Songtexte): Michael Kunze; Deutsche Übersetzung (Dialoge): Ruth Deny; Inszenierung: Phyllida Lloyd; Choreografie: Anthony van Laast; Bühnen und Kostüm Design: Mark Thompson; Lichtdesign: Howard Harrison; Sounddesign: Bobby Aitken, Andrew Bruce; Dirigent: Martin Gallery. Darsteller: Carina Sandhaus (Donna Schilling), Betty Vermeulen (Tanja), Barbara Raunegger (Rosie), Lara Grünfeld (Sophie Schilling), Jerry Marwig (Sam Jacobsen), Jörg Zuch (Bill Fischer), Dean Welterlen (Harry Beck), Marc Früh (Sky), Farid Halim (Pepper), Perry Beenen (Eddie), Sanne Buskermolen (Ali), Rebecca Stahlhut (Lisa), Helena Blöcker, Angelo Canonico, Aine Curran, Alexander Hyne, Nina Janke, Marides Lazo, Selina Mai, Laura Panzeri, Stefan Preuth, Marc Schlapp, Kevin Schmid, Hannes Staffler, Nicolas Tenerani, Merel Zeeman. Uraufführung: 6. April 1999, Prince Edward Theatre, London. Deutschsprachige Erstaufführung: 3. November 2002, Operettenhaus, Hamburg. Premiere: 5. März 2015, Metronom Theater, Oberhausen.



„Mamma Mia! – Das Musical“


Das Gute Laune-Musical ist in die Metropole Ruhr zurückgekehrt


Carina Sandhaus (Donna Schilling), Ensemble
© Stage Entertainment/Winkler Fotografie

Das Musical „Mamma Mia!“ zählt derzeit zu den weltweit erfolgreichsten Musicals, die Uraufführungsproduktion läuft seit 15 Jahren ohne Unterbrechung am Londoner West End und wurde dort über 6.500 Mal (Stand 11. Oktober 2014) aufgeführt. Seit 13 Jahren spielt die Show auch am New Yorker Broadway (Premiere 18. Oktober 2001, Winter Garden Theatre), wo sie mit 5.534 Vorstellungen (Stand 1. März 2015) die am achtlängsten laufende Broadway-Show und das am längsten spielende „Jukebox Musical“ ist. 2008 folgte die Hollywood-Verfilmung mit Meryl Streep, Pierce Brosnan und Colin Firth, die bis heute mit einem Umsatz von über 600 Millionen Dollar als die erfolgreichste Musicalverfilmung aller Zeiten gilt. 2002 fand die weltweit erste nicht englischsprachige Produktion in Hamburg statt, Carolin Fortenbacher und Katja Berg waren in dieser Produktion als Donna und ihre Tochter Sophie zu sehen. Die deutschen Liedtexte stammen von Michael Kunze, Ruth Deny hat die Dialoge übersetzt. In der Metropole Ruhr war „Mamma Mia!“ bereits vom 6. Mai 2007 bis 27. Juli 2008 im Colosseum Theater in Essen zu sehen. Nun ist das Musical für sieben Monate vom 5. März bis 2. Oktober 2015 im Metronom Theater am CentrO Oberhausen zu sehen, am 5. März 2015 wurde dort die Premiere gefeiert.

„Donna and the Dynamos“: Betty Vermeulen (Tanja), Carina Sandhaus (Donna Schilling) und Barbara Raunegger (Rosie)
© Stage Entertainment/Winkler Fotografie

„Mamma Mia!“ verbindet die 22 größten Hits von ABBA, darunter „Super Trouper“, „The Winner Takes It All“, „I Have A Dream“ und „Dancing Queen“, mit einer wundervollen, temporeichen Liebesgeschichte: Es geht um den Mut, seine Träume zu verwirklichen, um Liebe, Freundschaft, Familie und die Bedeutung der Vergangenheit für das Glück der Zukunft. Donna lebt mit ihrer 20-jährigen Tochter Sophie auf einer kleinen griechischen Insel und betreibt dort eine Taverne. Im Tagebuch der Mutter entdeckt Sophie, dass sie drei mögliche Väter hat. Diese Ungewissheit soll ein Ende haben, bevor sie ihre Jugendliebe Sky heiratet. Sophie lädt die infrage kommenden Männer zur feierlichen Trauung ein und das Rätselraten beginnt. Zusätzlicher Schwung kommt in die Geschichte, als Donnas beste Freundinnen aus alten Tagen anreisen und die Erinnerungen an ihre Zeiten als Gesangstrio „Donna and the Dynamos“ wieder lebendig werden.

Carina Sandhaus (Donna Schilling) und Lara Grünfeld (Sophie Schilling)
© Stage Entertainment/Winkler Fotografie

Stage Entertainment hat vom englischen Lizenzgeber Littlestar Services Ltd. die exklusiven Rechte für die deutschen Bühnenproduktionen des Musicals „Mamma Mia!“ erworben. Ob die Ausstattung in Oberhausen daher tatsächlich mit jener der weltweit gespielten Produktionen identisch ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Das Bühnenbild vom Mark Thompson wurde schon vor geraumer Zeit gegenüber der Deutschen Erstaufführung vereinfacht, die beiden Bühnenteile der Taverne werden bei Szenenwechseln von den Darstellern von Hand in die jeweilige Position befördert, und der anhebbare Steg bei „Mich trägt mein Traum“ zum Ende des zweiten Aktes ist weggefallen. Das tut der Sache keinen Abbruch und kann durchaus zufrieden stellen. Das „Orchester des Metronom Theaters“ besteht bei „Mamma Mia!“ aus sechs Musikern, die Bezeichnung „Band“ wäre hier wohl treffender. Das mag für den typischen ABBA-Sound durchaus angemessen sein, reduzierte Manpower im Orchestergraben wird jedoch mit höherem Schalldruckpegel im Zuschauerraum mehr als kompensiert, beim Prolog und Entr’acte kommt der Schalldruckpegel der Schmerzschwelle gefühlt bedrohlich nahe, was diverse Zuschauer veranlasst, sich reflexartig die Ohren zuzuhalten. Mamma Mia, das tut richtig weh! Ich denke, hier ist man eindeutig weit über das Ziel hinausgeschossen, weniger (Lautstärke) wäre in jedem Fall mehr (Musikgenuss) gewesen. Ich kann mich nicht erinnern, bei früheren „Mamma Mia!“-Besuchen in Hamburg, Essen oder Stuttgart (während der ersten Spielzeit am Palladium-Theater) solchen Schalldruckpegeln ausgesetzt gewesen zu sein.

Betty Vermeulen (Tanja), Carina Sandhaus (Donna Schilling) und Barbara Raunegger (Rosie), Ensemble
© Stage Entertainment/Winkler Fotografie

Eindeutiger Pluspunkt der Produktion ist das spielfreudige, mitreißende Ensemble: Carina Sandhaus gibt in der Rolle der Donna Schilling ihr „Mamma Mia!“-Debüt und bewährt sich dafür in der eingespielten Truppe ganz hervorragend. Hinter der rauen Schale der toughen, alleinerziehenden Mutter, die aus jeder noch so schwierigen Situation temperamentvoll das Beste macht, weiß Carina Sandhaus auch mit ihrem gefühlvollen Songs „Durch meine Finger rinnt die Zeit“ und „Der Sieger hat die Wahl“ für sich einzunehmen. Ansonsten ist bei den „Dynamos“ alles beim Alten geblieben: Betty Vermeulen (Tanja) und Barbara Raunegger (Rosie) spielen ihre Rollen bereits seit der Wiederaufnahme-Premiere in Stuttgart am 14. Februar 2013 und können beinahe als „Mamma Mia!-Urgestein“ bezeichnet werden, beide haben nämlich bereits in der Hamburger Produktion mitgewirkt. Die in Belgien geborene Niederländerin Betty Vermeulen läuft in ihrer Rolle der mehrfach geschiedenen, schlagfertigen Tanja ihrer Freundin Donna beinahe den Rang ab, wenn sie die Szene „Wenn das Mammi wüsst“ gemeinsam mit Farid Halim (Pepper) und dessen spektakulären Tanzeinlagen zum Abräumer des Abends werden lässt. Die gebürtige Niederländerin Lara Grünfeld kam für „Mamma Mia!“ nach Deutschland und spielte bereits in der Stuttgarter Produktion am Palladium-Theater seit Januar 2014 die Rolle von Donnas Tochter Sophie als Zweitbesetzung, seit der Premiere am Theater des Westens am 26. Oktober 2014 ist sie in dieser Rolle als Erstbesetzung zu sehen. Ungeachtet dessen kann sie insbesondere in den gesprochenen Passagen ihre Heimat nicht verleugnen, Gäste aus den benachbarten Niederlanden werden sich im Metronom Theater gleich wie zu Hause fühlen, wenn sie die Ticketpreise von bis zu 127,94 € zzgl. Versandkosten (4,90 €) in der Kategorie 0 am Samstagabend zu zahlen bereit sind. Zum Vergleich: Tickets für „Billy Elliot de Musical“ im Circustheater in Den Haag sind zum Preis von 99,00 € zzgl. Service- (6,20 €) und Versandkosten (2,55 €) für Golden Seats am Samstagabend zu haben. Die Pointen in den Dialogsequenzen von Sophie mit den drei möglichen Vätern bei „Gib mir, gib mir, gib mir!“ und „Voulez-Vous“ kamen mir früher durch entsprechende Betonung und Sprechpausen deutlicher nuancierter vor, von beiden Seiten, aber vielleicht hat das auch nur mit der Verklärung alter Zeiten zu tun. Marc Früh spielt Sophies Verlobten Sky seit September 2013 als Erstbesetzung. Von den drei möglichen Vätern sind Jerry Marwig (Sam Jacobsen) und Jörg Zuch (Bill Fischer) seit der Premiere in Stuttgart am 14. Februar 2013 in diesen Rollen zu sehen, lediglich in der Rolle von Harry Beck haben sich Ramin Dustdar (Premierenbesetzung Stuttgart), Volker Metzger (ab September 2013 in Stuttgart), Cusch Jung (Berlin) und nun Dean Welterlen abgewechselt.

gesamtes Ensemble, Schlussapplaus bei der Premiere
© Stage Entertainment/Winkler Fotografie

Das Premierenpublikum hielt es bei den vermeintlichen „Zugaben“ wie eh und je nicht länger auf seinen Sitzen und feierte gut gelaunt in den Sitzreihen. Beinahe 16 Jahre nach der Uraufführung und gut 12 Jahre nach der deutschen Erstaufführung hat der Musical-Klassiker offensichtlich nichts von seiner Unbeschwertheit eingebüßt, da dürfte „Das Phantom der Oper“, das ab November 2015 an gleicher Stelle zu sehen sein wird, ein deutliches Kontrastprogramm darstellen. Mathias Edenborn (Das Phantom) und Rachel Anne Moore (Carlotta) aus der aktuellen Produktion von „Das Phantom der Oper“ in der Neuen Flora haben sich die „Mamma Mia!“-Premiere auf alle Fälle nicht entgehen lassen. Aber bis 2. Oktober 2015 ist nun erst einmal Party und gute Laune im Metronom Theater angesagt.

Mathias Edenborn und Rachel Anne Moore
© Stage Entertainment/Winkler Fotografie

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