„Musical meets Pop“ – Stefan meets Michèle

Ein musikalischer Abend mit Michèle Fichtner und Stefan Preuth

Am Freitag, 20. Dezember 2013 hatten Michèle Fichtner und Stefan Preuth zu einem musikalischen Abend unter dem Motto „Musical meets Pop“ im Bürgermeisterhaus in Essen-Werden eingeladen, vis-à-vis der „Weißen Mühle“ an der Ruhr, wo sie sicher viele gemeinsame Unterrichtsstunden verbracht haben, denn die „Weiße Mühle“ beherbergt die Unterrichtsräume des Studiengangs Musical der Folkwang Universität der Künste, den beide 2012 erfolgreich abgeschlossen haben. Aktuell ist Michèle Fichtner in der „Rocky Horror Show“ (Premiere 14. Juni 2013, Regie Reinhardt Friese) als Janet Weiss und am Staatstheater Darmstadt in Xavier Naidoos neuem Musical „Timm Thaler“ (Premiere 16. November 2013, Regie Stanislav Moša) als Marie Blanche zu erleben. Stefan Preuth ist augenblicklich am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen als Hermann/Max im Musical-Klassiker „Cabaret“ (Premiere 15. September 2013, Regie Sandra Wissmann) zu sehen.

Michèle Fichtner und Stefan Preuth

Seit 1985 finden in den Räumlichkeiten des 1833 als Fabrikantenvilla erbauten und 2002 bis 2004 aufwendig renovierten Bürgermeisterhauses Konzerte im intimen Rahmen – hautnah und unplugged – statt, ursprünglich für Kammermusik geplant wurde das Spektrum später um Ausstellungen, Lesungen, Kabarett und Jazzkonzerte erweitert. Michèle Fichtner war bereits vor zwei Jahren, am 25. November 2011 mit ihrem Programm „Musical & More“ im Bürgermeisterhaus zu sehen, begleitet von Michael David Mills am Piano. Für den diesjährigen Abend konnte Pascal Schweren als versierter musikalischer Begleiter gewonnen werden, der zunächst klassisches Klavier an der Universität zu Köln studiert hat und später an die Folkwang Universität in die Jazz-Abteilung wechselte, wo er sein Studium 2004 erfolgreich abgeschlossen hat. Die Kooperation der Studiengänge Musical und Jazz an der Folkwang Universität ist beinahe legendär.

Für den heutigen Abend hatten Michèle Fichtner und Stefan Preuth einen „bunten Strauß“ bekannter und weniger bekannter Songs aus den Bereichen Musical, Film und Pop zusammengestellt, angefangen mit „Feeling Good“, den Michael Bublé zwar 2005 gecovert hat, der aber ursprünglich aus dem Musical „The Roar of the Greasepaint – The Smell of the Crowd“ von Leslie Bricusse und Anthony Newley stammt. Neben gefühlvollen, berührenden Soli von Michèle Fichtner wie „Nur für mich“ aus „Les Misérables“ oder „Just around the riverbend“ von Alan Menken aus dem Walt Disney Zeichentrickfilm „Pocahontas“ und den von Tenor Stefan Preuth präsentierten Songs „Immortality“ von den Bee Gees aus „Saturday Night Fever“ oder „Draußen“ („Out There“) aus „Der Glöckner von Notre Dame“ von Alan Menken wussten die beiden auch in Duetten wie „Hinterm Horizont“ aus dem gleichnamigen Musical, „Jetzt hast Du Seymour“ aus „Der kleine Horrorladen“, „Alles, was Du kannst, kann ich viel besser“ aus „Annie Get Your Gun“ oder „Solang ich dich hab“ aus „Wicked – Die Hexen von Oz“ zu überzeugen. Den dritten Song von Alan Menken steuerte Michèle Fichtner mit „Das flotte Aufräumlied“ („Happy Working Song“) aus der Walt Disney Fantasy-Komödie „Verwünscht“ bei. Dagegen sind ihre beiden Songs aus dem 1983 erschienen Film „Yentl“ von Michel Legrand eher dem intimen Musical zuzurechnen. Stefan Preuth hatte sich auf der Suche nach seiner Traumfrau (in einer Vaudeville-Nummer) in seiner virtuosen Tanzdarbietung zu „Was mir fehlt ist die Braut“ („All I Need Is The Girl“) aus „Gypsy: A Musical Fable“ von Jule Styne und Stephen Sondheim einen Straßenbesen als Ersatz für eine Tanzpartnerin gewählt, den er gekonnt über das Parkett zu führen wusste. Seine Choreografie gäbe sicherlich auch eine sehr schöne Steptanznummer her. Das gemeinsame „Love Song Medley“ erinnerte mich ein wenig an das „Elephant Love Song Medley“ von Nicole Kidman und Ewan McGregor aus dem Film „Moulin Rouge“, und als besonderes Highlight hatten die beiden für „Cups“, bekannt als „Cups (Pitch Perfect´s „When I´m Gone“)“ von Anna Kendrick aus dem Soundtrack „More from Pitch Perfect“, den „Becher Rap“ (ein mit Händen und Bechern erzeugter Rhythmus, „cup game“ im Amerikanischen) einstudiert.

Pascal Schweren, Michèle Fichtner und Stefan Preuth

Mit den beiden von Mike Batt für Katie Melua geschriebenen Songs „The Closest Thing to Crazy“/„Nine Million Bicycles“ hatte Michèle Fichtner auch noch zwei Titel mit Jazz-, Blues- und Folk-Einflüssen im Gepäck, und Stefan Preuth hatte sich mit „Can´t Take My Eyes Off You“ von Bob Crewe and Bob Gaudio einen Song aus dem Jukebox-Musical „Jersey Boys“ über die amerikanische Popgruppe „The Four Seasons“ ausgewählt. In einem heiteren musicalischen „Schlag­ab­tausch“ versuchten die beiden zu ergründen, für wen denn nun die schöneren Lieder geschrieben wurden, für Männer oder für Frauen, wobei kleine Hiebe auf „Maria“ (aus der „West Side Story“), „Don´t cry for me Argentina“ (aus „Evita“), „Stayin´ Alive“ (aus „Saturday Night Fever“), „Erinnerung“ (aus „Cats“), „Totale Finsternis“ (aus „Tanz der Vampire“), „Starlight Sequenz“ (aus „Starlight Express“) oder „My heart will go on“ (aus dem Soundtrack „Titanic: Music from the Motion Picture“) nicht fehlen durften, um am Ende mit „You’re the One that I Want“ (aus „Grease“) festzustellen, dass es doch für beide Geschlechter schöne Songs gibt. Zum Abschluss des etwa zweistündigen, kurzweiligen Programms gab es dann noch die für diese Jahreszeit wohl obligatorischen Weihnachtslieder, zunächst mit einem ausdrücklichen „Mitsingverbot“ ohne Instrumentalbegleitung „Winter Wonderland“/„Sleigh Ride“, und schließlich für alle zum Mitsingen „Leise rieselt der Schnee“. Doch am Ende hatten die beiden Musicaldarsteller die Rechnung wohl ohne das Publikum gemacht, das unversehens begeistert nach einer Zugabe verlangte, woraufhin nochmals der kleine Ausschnitt aus „Grease“ präsentiert wurde.

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