Jugend kulturell Förderpreis 2013 „Musical“

Das Finale im Operettenhaus Hamburg

Seit 1981 engagiert sich die HypoVereinsbank, Mitglied der UniCredit Group, im Bereich der Kulturförderung mit dem Programm Jugend kulturell. Jugend kulturell gibt Nachwuchs­künstlern der Sparten Musik, Darstellende und Bildende Kunst aus dem gesamten Bundesgebiet die Möglichkeit, ihr Können einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Zusätzlich zum bestehenden regionalen Engagement wird seit 1994 der Jugend kulturell Förderpreis zur individuellen Förderung für besonders talentierte Nachwuchskünstler abwechselnd in einer der vier Kategorien „A cappella“, „Musical“, „Kabarett & Co.“ und „Popmusik“ verliehen, der derzeit mit ingesamt 20.000 € (Preisgelder und Sachpreise) dotiert ist.

„Irgendwo wird immer getanzt“: „Tanzende Türme“ von BRT Architekten (Jens Bothe, Kai Richter und Hadi Teherani) an der Reeperbahn

Der Fachjury gehören diesmal Jörg Beese (Herausgeber der Zeitschrift „Da Capo“), Christiane Gabor (Leiterin von Jugend kulturell, HypoVereinsbank), Marianne Larsen (Studiengangs­leiterin Musical an der Bayerischen Theaterakademie August Everding München), Norbert Hunecke (Arbeitsvermittler bei der ZAV Künstlervermittlung, Fachbereich Musical), Musical­darsteller Felix Martin, Kim Moke (Geschäftsführerin von Stage Consult International), Ralf Schaedler (Casting Director Stage Entertainment) und Noelle Turner (Sängerin und Gesangs­pädagogin an der Folkwang Universität der Künste Essen) an. Sie hat in einer nicht öffentlichen Qualifizierungsrunde über die Zulassung zu den öffentlichen Vorentscheidungen entschieden.

200 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet, Österreich und der Schweiz gingen für den 18. Jugend kulturell Förderpreis bei der HypoVereinsbank ein. Insgesamt stellten 18 Nachwuchskünstler aus dem deutsch­sprachigen Raum ihr Talent in drei öffentlichen Vorentscheidungen im September und Oktober in den Musicalmetropolen Berlin, Essen und Stuttgart unter Beweis. Nachdem sich Maria-Danaé Bansen am 23. September 2013 im Schlossparktheater Berlin, Andreas Lansch am 26. September 2013 in der Neuen Aula der Folkwang Universität der Künste Essen und Ulrike Hallas am 14. Oktober 2013 im Wilhelma Theater Stuttgart sowohl den 1. Preis der Jury als auch den ebenfalls mit 1.000 € dotierten Publikumspreis sichern konnten, hatte die Jury Julian Culemann, Sybille Lambrich und Anna Preckeler für das Finale am 11. November 2013 im Operettenhaus Hamburg nachnominiert, so dass sich das Teilnehmerfeld des Finales folgendermaßen darstellt:
  • Maria-Danaé Bansen, Universität der Künste, Berlin, 4. Jahrgang
  • Julian Culemann, Folkwang Universität der Künste, Essen, 4. Jahrgang
  • Ulrike Hallas, Konservatorium Wien Privatuniversität, 3. Jahrgang
  • Sybille Lambrich, Bayerische Theaterakademie August Everding, München, diesjährige Absolventin
  • Andreas Langsch, Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, Leipzig, 4. Jahrgang
  • Anna Preckeler, Folkwang Universität der Künste, Essen, 4. Jahrgang
Nebenbei bemerkt: Maria-Danaé Bansen, Ulrike Hallas, Sybille Lambrich, Andreas Langsch und Anna Preckeler konnten sich in diesem Jahr auch im 42. Bundeswettbewerb Gesang Berlin bei den Vorauswahlen im September und Oktober für die Finalrunden Ende November in Berlin qualifizieren, wobei Ralf Schaedler dort ebenfalls zur Jury gehört. Julian Culemann und Anna Preckeler zählten bereits 2011 zu den Preisträgern im Juniorwettbewerb.

Janin Reinhardt

Wie schon bei den Vorentscheidungen in Berlin, Essen und Stuttgart sorgte das Ensemble der Hamburg School of Entertainment (Soi Carmen Anifantis, Johanna Becker, Irene Eggerstorfer, Ronja Geburzky, Finja Harder, Julia Kretschmer, Martha Kunicki, Lisa Lehmann, Melissa Lübke, Lorena Mazuera Grisales, Elisa Pape und Monia Katharina Rosing) mit „Grease is the word“ aus „Grease“ und „Bye Bye Blackbird“ aus „Fosse“ in der Choreografie von Harald Kratochwil auch in Hamburg für die ansprechende Rahmengestaltung des Abends, Schauspielerin und Moderatorin Janin Reinhardt führte durch das Programm. Der ein oder andere Scherz bei der Moderation – so es überhaupt als Scherz gedacht war – kam beim Publikum überhaupt nicht an, da hierfür Hintergrundwissen erforderlich gewesen wäre, beispielsweise, dass Andreas Langsch aktuell als Conrad Birdie in „Bye Bye Birdie“ zu sehen sei. (Anmerkung: Dabei handelt es sich um die diesjährige Inszenierung der Emsländischen Freilichtbühne im Esterfelder Forst, die bis 31. August 2013 gezeigt wurde. Wer würde sich im November schon aus freien Stücken eine Open-Air-Aufführung anschauen wollen.) Das Operettenhaus Hamburg war an diesem Abend gut besucht, und zwei beinahe leere Reihen im Zuschauerraum zu Beginn des Programms hätten einen bereits stutzig machen können, doch dazu später mehr.

Andreas Langsch

Als erster Teilnehmer ging Bassbariton Andreas Langsch mit „Guten Abend“ von Bodo Wartke, „Father, How Long?“ aus „The Civil War“ von Frank Wildhorn und „The Devil You Know“ aus „Side Show“ von Henry Krieger an den Start, wobei er – wie bereits bei der Vorentscheidung in Essen – eindrucksvoll seine „Multitaskingfähigkeiten“ als (gleichzeitig!) steppender Pianist unter Beweis stellte, bevor er schließlich von Marina Komissartchik am Flügel begleitet wurde. Ebenso beeindruckend der Stimmungswechsel zwischen pointiertem Klavierkabarett und den nachfolgenden Songs. Andreas Langsch wird vom 28. März bis 9. Juni 2014 in der Hauptrolle des Cosmo Brown in „Singin´ in the Rain“ in einer Inszenierung von Iris Limbarth am Theater Nordhausen zu sehen sein, Gaines Hall spielt Don Lockwood und Femke Soetenga die Rolle der Kathy Selden.

Sybille Lambrich

Sybille Lambrich, wiederum begleitet von Marina Komissartchik am Flügel, konnte mit ihren Songs „Gimmi Gimmi“ aus „Thoroughly Modern Millie“ von Jeanine Tesori, der „Arie der Königin der Nacht“/„Rachearie“ aus der Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, dem selbst geschriebenen Song „Tango“, bei dem sie auch selbst Piano spielte, und „My Man“ aus „Funny Girl“ von Jule Styne mit klarem Sopran überzeugen. Sie hat in diesem Jahr ihr Studium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding, München abgeschlossen und spielt augenblicklich am Münchner Volks­theater die Rolle der Polly Peachum in „Die Drei­groschen­oper“ (Regie Christian Stückl).

Maria-Danaé Bansen

In ihrem Wettbewerbsbeitrag mit den Songs „Mamma, sei froh“ aus „Thirteen Stories Down“ von Jonathan Reid Gealt, „Künstlerball bei Kroll“ aus der Operette „Die lockende Flamme“ von Eduard Künneke und „42nd Street“ aus „42nd Street“ von Harry Warren zeigte Maria-Danaé Bansen ebenfalls alles, was das Genre Musical zu bieten hat. Aktuell ist sie vom 23. November 2013 bis 2. Januar 2014 als Karla in der Wiederaufnahme von „Stimmen im Kopf“ von Wolfgang Böhmer (Musik) und Peter Lund (Text) an der Neuköllner Oper in Berlin zu sehen.

Maria-Danaé Bansen

In „But The World Goes ´Round“ aus „And The World Goes ´Round“ von John Kander, dem Chanson „Ja, Schatz!“ von Bodo Wartke und „What Am I Doin´“ aus „Closer Than Ever“ von David Shire beschäftigte sich Julian Culemann mit dem weiten Themenfeld von Beziehungsproblemen, um sich am Ende des letzten Songs aus Liebeskummer von seiner Leiter zu stürzen.

Julian Culemann

Mit ihrem facettenreichen Wettbewerbsbeitrag mit „Der Sieger hat die Wahl“ aus „Mamma Mia!“ von Björn Ulvaeus und Benny Andersson, dem aktuellen Off-Broadway Musical Song „Ganz kurz“ („In Short“) aus „Edges“ von Pasek & Paul sowie dem Musical-Klassiker „Don´t Rain On My Parade“ aus „Funny Girl“ von Jule Styne konnte Ulrike Hallas punkten. Sie wird vom 25. bis 31. Januar 2014 in der Österreichischen Erstaufführung von „The Drowsy Chaperone“ oder „Vier Hochzeiten und ein Musical“ am KONS.theater zu sehen sein (Irrtum vorbehalten).

Ulrike Hallas

Als letzte Teilnehmerin ging Sopranistin Anna Preckeler mit „No Reason At All“ aus „Thirteen Stories Down“ von Jonathan Reid Gealt, „Das Mädchen vom 4. Stock“ von Jeanine Tesori und „Festhalten“ von Alin Coen an den Start, begleitet von Michael David Mills am Flügel. Und während Annna Preckeler im Song „Das Mädchen vom 4. Stock“ (im Original „The Girl In 14G“) in ihrer renovierten Altbauwohnung ihre Schwierigkeiten mit den musikalischen Vorlieben ihrer Nachbarn hatte, enterte eine komplette Busladung mit großem Tohuwabohu den Zuschauerraum, um die schon erwähnten freien Plätze einzunehmen. Wer bereits Erfahrungen mit einzelnen zu spät kommenden Zuschauern im Theater gemacht hat, der kann sich vielleicht vorstellen, wie störend so etwas sein kann.

Anna Preckeler

„Don´t Stop Believin´“: Die Finalisten mit dem Ensemble der Hamburg School of Entertainment; Foto Melanie Grande

Andreas Langsch überzeugte die Jury mit seinem einzigartigen Auftritt und wurde dafür mit dem ersten Jurypreis ausgezeichnet, der mit einem Preisgeld von 3.000 € dotiert ist. „Andreas vereint alle Disziplinen des Musicals. Er zeigt auf der Bühne einfach alles: Er ist ein großartiger Tänzer, er kann steppen, singen und Klavier spielen. Andreas nimmt das Publikum mit auf eine Reise. Erst hat er uns mit seinem komischen Talent und seinen witzigen Texten unterhalten und im nächsten Moment mit seiner nachdenklichen und melancholischen Art unglaublich berührt. Er ist ein wirkliches Ausnahmetalent.“ Zusätzlich zu dem Preisgeld erhält er einen einwöchigen Studienaufenthalt in der Musical-Metropole New York im Wert von 3.000 €, der für den angehenden Musicaldarsteller u. a. mit persönlichen Tanz-, Schauspiel- und Gesangsstunden und dem Besuch einer Masterclass verbunden ist. „Ich freue mich riesig über diesen tollen Preis und merke, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat. Soviel Bestätigung für meine intensive Vorbereitung und Arbeit zu erhalten ist einfach großartig. Der New York-Aufenthalt mit den individuellen Coachings und Workshops wird mich künstlerisch so viel weiter bringen. Ich habe den Finaltag sehr genossen und danke allen, die mich unterstützt haben“, so Andreas Langsch.

Janin Reinhardt, Noelle Turner, Dr. Theodor Weimer, Anna Preckeler, Kim Moke, Felix Martin, Andreas Langsch, Christiane Gabor, Jörg Beese, Maria-Danaé Bansen, Norbert Hunecke, Ralf Schaedler und Marianne Larsen

Maria-Danaé Bansen und Anna Preckeler wurden jeweils mit dem zweiten mit einem Preisgeld von 2.000 € dotierten Jurypreis ausgezeichnet. Das Publikum im Operettenhaus hatte sich mehrheitlich für Maria-Danaé Bansen entschieden, die damit auch den mit einem Preisgeld von 2.000 € dotierten Publikumspreis erhielt. „Maria-Danaé Bansen hat mit ihrer kessen Art, ihrer starken Bühnenpräsenz und auch mit ihrer Komik Jury und Publikum überzeugt. Anna Preckeler beherrscht ihre Stimme in erstaunlichem Maße und kann Emotionen in ihren Liedern mühelos gestalten“, so die Jury.

Janin Reinhardt, Anna Preckeler, Andreas Langsch und Maria-Danaé Bansen

Beide Gewinnerinnen sind begeistert. Maria-Danaé Bansen: „Ich bin einfach glücklich. Der Wettbewerb war eine unglaubliche Chance. Sein Können hier beim Finale des Jugend kulturell Förderpreises auf dieser großen Bühne vor einem so großen Publikum präsentieren zu dürfen: eine einzigartige Möglichkeit.“ Anna Preckeler sagt: „In diesem Wettbewerb wird einem so viel geboten. Das Foto-Shooting, das individuelle Coaching und das Feedback der Experten-Jury. Dieses alles hilft einem auf dem weiteren Weg in die Professionalität. Ich bin sehr dankbar.“

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