„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“

Sonderausstellung in der Galerie des Ruhr Museums

Mit einer Auswahl der besten Stücke der Geologischen Sammlung aus rund 400.000 Objekten beendet das Ruhr Museum ab dem 2. Oktober 2017 die Reihe seiner Ausstellungen und Kataloge aus eigenen Beständen. Sie hat 2012 mit der Ausstellung „Von A bis Z. Die Fotografische Sammlung des Ruhr Museums“ begonnen und wurde dann mit „Eingeprägt. Numismatik im Ruhr Museum“ (nur Katalog), „Ausgewählt. Vormoderne im Ruhr Museum“, „Steinreich. Mineralogie im Ruhr Museum“, „Arbeit & Alltag. Industriekultur im Ruhr Museum“ und „Ausgegraben. Archäologie im Ruhr Museum“ fortgesetzt. Mit der Ausstellung „Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“ hat das Ruhr Museum nun die Highlights seiner sämtlichen Sammlungen präsentiert und vor allem in umfangreichen Katalogen veröffentlicht.

Ausstellungsplakat „Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“.
© Ruhr Museum, Gestaltung: Uwe Loesch

Mit der Präsentation der Geologischen Sammlung beweist das Ruhr Museum erneut, dass es zwar das Regionalmuseum des Ruhrgebiets ist, aber durchaus über große, bedeutende überregionale und internationale Sammlungen verfügt. Gemeinsam geben die herausragenden Objekte und ihre spannende Sammlungsgeschichte nicht nur Einblicke in die Erdgeschichte von Nordrhein-Westfalen.

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, riesiger rugoser Korallenstock Cystiphylloides sp., Nordrhein-Westfalen, Gummersbach, Erweiterungsbau Schulzentrum Karlskamp, Devon, Givetium, Odershausen-Formation, 387 Millionen Jahre

Die ausgesuchten Exponate erzählen Erdgeschichten – von der Entfaltung und Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten und von den Kräften, die die Prozesse im Inneren und Äußeren der Erde steuern. Ein Schwerpunkt des Ruhr Museums ist dabei die Regionalsammlung. Mit der Schließung des letzten Steinkohlenbergwerks Prosper Haniel in Bottrop im kommenden Jahr wird der Untergrund des Ruhrgebiets weitgehend unzugänglich werden. Umso wichtiger ist das in den Museen erhaltene geologische Erbe des Ruhrgebiets und seine öffentliche Präsentation. Somit bildet die Sammlungspräsentation die stoffliche Grundlage für das kommende „Kohle-Jahr“ im Ruhr Museum und im Ruhrgebiet.

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Koloniale rugose Koralle Hexagonaria sp., Nordrhein-Westfalen, Eifel, Baasem-Ermberg, Devon, Givetium, „Ermberg-Schichten“ (~ Sprickberg-Formation), 386 Millionen Jahre


Die Geologische Sammlung

Die Geologische Sammlung gehört nicht nur zu den größten und bedeutendsten des Ruhr Museums, sondern auch zu den ältesten. Schon bei der Gründung und in der Frühzeit des Museums spielten erdgeschichtliche Objekte eine wichtige Rolle. Die Sammlung hatte bedeutende Kuratoren und Förderer, zu denen auch Friedrich Alfred Krupp gehörte. Sie wuchs und konnte große Kriegsverluste ausgleichen, und sie integrierte im Laufe der Jahrzehnte so bedeutende eigenständige Sammlungen wie die Krupp-, die Hilpert- oder zuletzt 2016 die Wuppertaler Fuhlrott-Sammlung. Das mag auch kaum verblüffen in einer Region wie dem Ruhrgebiet, das so eng mit seinen erdgeschichtlichen Voraussetzungen verbunden ist und über zwei Jahrhunderte von seinen Bodenschätzen abhängig war.

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Rochenförmiger Hai Janassa bituminosa (Schlotheim) in Rückenlage mit Körperschatten, Nordrhein-Westfalen, Tecklenburger Land, Ibbenbüren-Uffeln, Perm, Werra-Formation (Kupferschiefer/Zechstein), 257 Millionen Jahre

Im Zuge dieser unzähligen Expeditionen ins Erdreich, die über tausend Meter in die Tiefe führten und die ungeheuren Erdbewegungen, die nicht nur den Bergbau betrafen, sondern auch zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen wie den Kanal- und später den U-Bahnbau, erblickten zahllose geologische Objekte das Tageslicht und gelangten in die Sammlung des Ruhr Museums. Aber die Sammlung beschränkt sich keinesfalls auf die regionale Erdgeschichte, sondern gehört vielmehr zu den internationalsten des Museums. Vergleichsstücke im überregionalen, ja globalen Maßstab stimulierten die mit der Geologie befassten Museumswissenschaftler und Sammler und entwickelten die Geologische Sammlung des Ruhr Museums über hundert Jahre zu einer Sammlung von internationaler Bedeutung. Sie umfasst Objekte aus allen Erdzeitaltern und von fast allen Kontinenten.

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Fischsaurier Stenopterygius quadriscissus (Quenstedt) mit Gravur Präpariert von B. Hauff ’86“, Baden-Württemberg, Schwäbische Alb, Holzmaden, Jura, Toarcium, Posidonienschiefer-Formation, 183 – 178 Millionen Jahre


Die Ausstellung „Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“

Die Ausstellung präsentiert über 500 Objekte. Die Gliederung der Ausstellung und des Katalogs ist der Sammlungsdokumentation entsprechend als Gang durch die Erdgeschichte konzipiert und in vier Großkapitel gegliedert. Sie erzählen Erdgeschichten – von der Entfaltung und Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten und von den Kräften, die die Prozesse im Inneren und Äußeren der Erde steuern. Der mit rund 2,9 Milliarden Jahren älteste Beleg stammt aus der Erdfrühzeit, als Bakterien begannen, die Sauerstoffhülle der Erde zu produzieren. Marokkanische Riesentrilobiten und russische Trilobiten mit Stielaugen aus dem Erdaltertum gehören zu den spektakulärsten Objekten der Sammlung. Gezeigt wird aber auch das mit fast 485 Millionen Jahren älteste Stück Nordrhein-Westfalens in der Sammlung, eine Kolonie polypenähnlicher Lebewesen. Aus den Orkadischen Seen Schottlands werden urtümliche Fische präsentiert und aus längst vergangenen Meeren stammen ausgezeichnet erhaltene Haie und Rochen. Aus dem Erdmittelalter sind als Besonderheit Meereskrokodile und Fischsaurier der Sammlung Krupp zu sehen. Natürlich fehlen auch nicht die bei Sammlern so beliebten Ammoniten und die Vielfalt all der Tiere, die vor rund 100 Millionen Jahren im Ruhrgebiet im Meer der Kreidezeit zuhause waren. Die Erdneuzeit, in dessen jüngster Einheit, dem Holozän, wir leben, zeigt sich in ästhetisch äußerst reizvollen Sedimentstrukturen, die mittels Lackprofiltechnik konserviert wurden. Sie geben Einblick in die Erdgeschichten, an denen der Mensch heute beteiligt ist. Auch davon erzählen die Objekte der Ausstellung.

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Fischsaurier Stenopterygius quadriscissus (Quenstedt)Badeb-Württemberg, Schwäbische Alb, Holzmaden, Jura, Toarcium, Posidonienschiefer-Formation, 183 – 178 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Meereskrokodil Steneosaurus bollensis (Cuvier), umgebettet in eine Trägerplatte mit zahlreichen Ammonitenresten der Gattung Dactylioceras, Baden-Württemberg, Schwäbische Alb, Holzmaden, Jura, Toarcium, Posidonienschiefer-Formation, 183 – 178 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Meereskrokodil Steneosaurus bollensis (Cuvier), umgebettet in eine Trägerplatte mit zahlreichen Ammonitenresten der Gattung Dactylioceras, Baden-Württemberg, Schwäbische Alb, Holzmaden, Jura, Toarcium, Posidonienschiefer-Formation, 183 – 178 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Dreiecksmuschel Trigonia costata Parkinson, so genannter Mutter- oder Schamstein, Nordrhein-Westfalen, Ostwestfalen, Bielefeld, Jura, Bajocium, Garantianen- oder Parkinsonienten-Formation, ~ 169 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Ammonit Douvilleiceras mammilatum (Schlotheim), Frankreich, Champagne, Dépt. Aube, Clérey, Tongrube „Coucelles“, Kreide, Albium, 107 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Zahlreiche Klappen der Jakobsmuschel Gigantopecten gigas (Schlotheim), Frankrecih, Provence, Dépt. Vaucluse, Lacoste, Neogen, Miozän, Burdigalium, 20,5 – 16 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Schädel des Brontotheriums Megacerops sp. („Menodus prouti Leidy“), USA, South dakota, genauer Fundort unbekannt, Paläogen, Eozän Chadron-Formation, ~ 35 Millionen Jahre
Schädel des Brontotheriums Megacerops coloadensis Leidy, USA, South dakota, genauer Fundort unbekannt, Paläogen, Eozän Chadron-Formation, ~ 35 Millionen Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Lackprofil eines Tropfenbodens, Nordrhein-Westfalen, Haltern-Flaesheim, Quartär, Pleistozän, Weichsel-Komplex, 115.000 – 11.700 Jahre, in: Kreide, Santonium, Haltern-Formation, 85 Millionen Jahre
Pyterlit-Geschiebe (porphyrischer Rapakivigranit) mit eckigen und gerundeten Feldspateinsprenglingen, Nordrhein-westfalen, Ruhrgebiet, umgelagert aus Südfinnland, Quartär, Pleistozän, Ionium, Saale-Komplex, Drenthe-Stadium, ~ 200.000 Jahre

„Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“, Dritter Backenzahn des Mammuts Mammuthus primigenius (Blumenbach), Nordrhein-Westfalen, Xanten-Wardt, Kiesgrube, Quartär, Pleistozän, Weichsel-Komplex, 115.000 – 11.700 Jahre

Die Ausstellung „Erdgeschichten. Geologie im Ruhr Museum“ ist vom 2. Oktober 2017 bis 2. September 2018 täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am 24., 25. und 31. Dezember geschlossen. Der Eintritt beträgt 3 Euro, ermäßigt 2 Euro, Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre haben freien Eintritt. Der Katalog zu dieser Ausstellung ist im Verlag der Buchhandlung Walther König erschienen. Er umfasst 304 Seiten mit ca. 210 Abbildungen und kostet im Museumsshop 19,80 Euro, sonst 29,80 Euro. Neben den Gruppenführungen und öffentlichen Führungen werden im Begleitprogramm zwei Kuratorenführungen und eine Führung in Gebärdensprache sowie Führungen für Familien, Senioren und für Lehrende angeboten.

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