„Comedian Harmonists in Concert“

„Comedian Harmonists in Concert“ – Konzert Im Rahmen des Begleitprogramms zu Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“; Szenische Einrichtung und Abendspielleitung: Carsten Kirchmeier; Choreografie: Kati Farkas; Choreografische Einstudierung: Jakub M. Spocinski; Kostüme: Andreas Meyer; Licht: Patrick Fuchs; Musikalische Leitung und Klavier: Askan Geisler. Darsteller: Mark Weigel (Ari Leschnikoff), Edward Lee (Erich Abraham Collin), Michael Dahmen (Harry Frommermann), Marco Vassalli (Roman Cycowski), Ralf Rhiel (Robert Biberti), Askan Geisler (Erwin Bootz). Moderation: Dirk Weiler. Premiere: 29. Januar 2017, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen.



„Comedian Harmonists in Concert“


Konzert im Rahmen des Begleitprogramms zu Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“


Am 13. Januar 2012 feierte die Revue „Die Comedian Harmonists“ über Aufstieg und Scheitern des Berliner Vokalensembles in einer Inszenierung von Sandra Wissmann im Kleinen Haus ihre umjubelte Premiere und wurde dort bis 22. Juni 2013 gezeigt. Nun fanden die Gelsenkirchener „Comedian Harmonists“ – zumindest zu zwei Dritteln – im Rahmen des Begleitprogramms zu Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“ noch einmal zusammen, um die Hits des legendäre Sextetts zu präsentieren und vom Schicksal der deutsch-jüdischen Gesangsformation zu erzählen, diesmal im Großen Haus: Markus Schneider (Erich Collin) ist seit der Spielzeit 2015/2016 festes Ensemblemitglied am Staatstheater Braunschweig, und Piotr Prochera (Roman Cycowski) ist in der Spielzeit 2016/17 anderweitig in sechs Produktionen eingebunden. Für sie haben Edward Lee (Erich Collin) und Marco Vassalli (Roman Cycowski) die Gesangsparts des 2. Tenors und Baritons in der Besetzung der „Comedian Harmonists“ übernommen.

Mit dieser unscheinbaren Zeitungsannonce suchte Harry Frommermann am 18. Dezember 1927 im Berliner Lokal-Anzeiger Sänger für eine neue Gesangsgruppe. Harry Frommermann, Robert Biberti, Asparuch „Ari“ Leschnikoff, Walter Nußbaum und Theodor Steiner gründeten im Winter 1927/28 die Gesangsgruppe „The Melody Makers“. Im März 1928 schied Theodor Steiner aus der Gruppe aus, Roman Cycowski übernahmen den Bariton-Part, und Ari Leschnikoff brachte dann noch seinen Piano spielenden Freund Erwin Bootz mit. Im März 1929 wurde Walter Nußbaum als zweiter Tenor durch Erich Abraham Collin ersetzt. Im August 1928 erfolgte auf Vermittlung ihres Impresarios Bruno Levi ein Vorsingen des Ensembles bei Erik Charell im Großen Schauspielhaus und bei Herman Haller im Admiralspalast. Erik Charell engagierte das Ensemble für seine Operetten-Revue „Casanova“ im Großen Schauspielhaus (dem heutigen Friedrichstadt-Palast), wo es am 28. September 1928 erstmals zwischen den Akten für eine Abendgage von 120 Reichsmark auftreten durfte, und regte die Umbenennung in „Comedian Harmonists“ an. In den folgenden Jahren erobert das Sextett Konzertsäle auf der ganzen Welt, am 21. Januar 1932 traten die „Comedian Harmonists“ sogar in der Berliner Philharmonie auf. Das legendäre Vokalensemble verkörperte wie keine andere Formation den Glamour der vibrierenden Metropole Berlin. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 findet der Aufstieg ein abruptes Ende, es kam wegen der drei „nicht-arischen“ Mitglieder Harry Frommermann, Roman Cycowski und Erich A. Collin zu ersten Einschränkungen der Auftrittsmöglichkeiten für die „Comedian Harmonists“. Das letzte öffentliche Konzert fand im Februar 1935 in Fredrikstadt in Südnorwegen statt. Am 22. Februar 1935 wurden die „Comedian Harmonists“ mit einem Schreiben der Reichsmusikkammer endgültig verboten, und durch die erzwungene Emigration der drei jüdischen Mitglieder wurde die Gruppe am 10. März 1935 getrennt. Sie sollte nie wieder gemeinsam auf einer Bühne stehen. Bereits am 3. März 1935 erschien im Berliner Lokal-Anzeiger eine Zeitungsannonce, in der ein „weltberühmtes deutsches Gesangsensemble“ zwei Tenöre und einen Bariton sucht. Autor und Regisseur Eberhard Eberhard Fechner (* 21. Oktober 1926 in Liegnitz, Schlesien, † 7. August 1992 in Hamburg) hat 1976 auf der Grundlage von Interviewmaterial, zeitgenössischen Dokumenten und Fotos für den NDR den zweiteiligen Dokumentarfilm „Die Comedian Harmonists – Sechs Lebensläufe“ produziert, der das legendäre Sextett wieder aufleben ließ. (Eine Buchdokumentation, die auf dem Film beruht, wurde 1988 veröffentlicht.)

Besetzung der „Comedian Harmonists“ von Mai 1929 bis März 1935:
  • 1. Tenor: Ari Leschnikoff (* 16. Juni 1897 in Chaskowo, Bulgarien, † 31. Juli 1978 in Sofia, Bulgarien)
  • 2. Tenor: Erich Abraham Collin (* 26. August 1899 in Berlin, † 28. April 1961 in Los Angeles)
  • 3. Tenor: Harry Frommermann (* 12. Oktober 1906 in Berlin, † 29. Oktober 1975 in Bremen)
  • Bariton: Roman Cycowski (* 25. Januar 1901 in Łódź, Polen, † 9. November 1998 in Palm Springs, Kalifornien)
  • Bass: Robert Biberti (* 5. Juni 1902 in Berlin, † 2. November 1985 in Berlin)
  • Pianist: Erwin Bootz (* 30. Juni 1907 in Stettin, † 27. Dezember 1982 in Hamburg)

Freilich handelt es sich bei „Comedian Harmonists in Concert“ nicht – wie der Titel schon verrät – um eine Wiederaufnahme der Revue „Die Comedian Harmonists“, sondern um ein Best-of-Konzert, bei dem Mark Weigel (Ari Leschnikoff), Edward Lee (Erich Abraham Collin), Michael Dahmen (Harry Frommermann), Marco Vassalli (Roman Cycowski), Ralf Rhiel (Robert Biberti) und Askan Geisler (Erwin Bootz) glänzen können und das Publikum mit den legendären Hits der Comedian Harmonists zu begeistern wissen. In fünf Moderationsblöcken erzählt Dirk Weiler die Geschichte des Sextetts bis zum Berufsverbot für die drei jüdischen Mitglieder und deren erzwungene Emigration, was zwar den ein oder anderen Zuschauer nachdenklich stimmen könnte, doch mit der letzten Nummer des regulären Programms, „Der Onkel Bumba aus Kalumba“, bei der Dirk Weiler das Sextett in seiner unnachahmlich humoristischen Art mit den Maracas ergänzt, dürften die nachdenklichen Töne des Abends auch ganz schnell wieder vergessen sein. Folkwang-Alumnus Dirk Weiler ist in „Comedian Harmonists in Concert“ wieder einmal weit unter seinen Möglichkeiten zu sehen, neben seiner internationalen Karriere hat er bei den 57. Gandersheimer Domfestspielen auch selbst schon den Harry Frommermann in der Revue „Die Comedian Harmonists“ verkörpert.

Nach gut anderthalbstündigem Konzert fand die Begeisterung des Publikums im ausverkauften Großen Haus kein Ende, so dass die Akteure den Abend mit insgesamt drei Zugaben beschlossen.

Setlist:
  • „Dinah“
  • Moderation
  • „Einmal schaft’s jeder“
  • „Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen“
  • „Ich hab’ für dich ’nen Blumentopf bestellt“
  • „Auf Wiedersehen, leb wohl!“
  • Moderation
  • „Veronika, der Lenz ist da“
  • „Ein Freund, ein guter Freund“
  • „Puppenhochzeit“
  • „Hallo, was machst Du heut’, Daisy“
  • Moderation
  • „Ein Lied geht um die Welt“
  • „Wochenend und Sonnenschein“
  • „Mein kleiner grüner Kaktus“
  • „Liebesleid“
  • „Ohne Dich“
  • Moderation
  • „Schöne Isabella von Kastilien“
  • „In einem kühlen Grunde“
  • „Irgendwo auf der Welt“
  • Moderation
  • „Lebewohl, gute Reise“/„Auf Wiedersehen“
  • „Der Onkel Bumba aus Kalumba“
Zugaben
  • „Auf Wiedersehen, leb wohl!“
  • „Ein Lied geht um die Welt“
  • „Mein kleiner grüner Kaktus“
Wer das Konzert am 29. Januar 2017 verpasst hat, am 25. Februar 2017 gibt es noch eine weitere Aufführung von „Comedian Harmonists in Concert“.

Kommentare