„Disneys Aladdin – Das Musical“

„Disneys Aladdin – Das Musical“ – nach dem gleichnamigen animierten Musical-Fantasyfilm von Walt Disney Pictures (1992); Musik: Alan Menken; Liedtexte: Howard Ashman, Tim Rice, Chad Beguelin; Buch: Chad Beguelin; Deutsche Bearbeitung: Ruth Deny (Dialoge), Kevin Schroeder und Heiko Wohlgemuth (Liedtexte); Regie, Choreografie: Casey Nicholaw; Bühne: Bob Crowley; Kostüme: Gregg Barnes; Licht: Natasha Katz; Sounddesign: Ken Travis; Musikalische Leitung: Klaus Wilhelm. Darsteller: Richard-Salvador Wolff (Aladdin alias „Prinz Ali“), Enrico De Pieri (Dschinni), Myrthes Monteiro (Jasmin), Ethan Freeman (Dschafar), Claus Dam (Sultan), Eric Minsk (Jago), Pedro Reichert (Omar), Stefan Tolnai (Babkak), Philipp Tobias Hägeli (Kassar), Alexander Bellinkx Kristofer Weinstein-Story (Razoul), Alessandro Cococcia (Prinz Abdullah), Kristina Love (Wahrsagerin/Zofe), Sophia Gorgi, Kisha Howard (Zofen), Azzurra Adinolfi, Danilo Aiello, Terry Alfaro, Gregory Antemes, Gabriele Bruschi, Rossella Contu, Giovanni Johnny Galeandro, Dave Mandell, Salvatore Marchione, Richard Patrocinio, Kris Siekerman, Mark van Beelen, Giulia Vazzoler. Uraufführung: 2. Juli 2011, 5th Avenue Theatre, Seattle. Broadway-Premiere: 20. März 2014, New Amsterdam Theater, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 6. Dezember 2015, Neue Flora, Hamburg. Besuchte Vorstellung 5. Dezember 2015.



„Disneys Aladdin – Das Musical“


Europäische Erstaufführung am Theater Neue Flora in Hamburg


Ensemble; Foto Deen van Meer, © Stage Entertainment

1992 brachte Walt Disney Pictures den animierten Musical-Fantasyfilm „Aladdin“ nach der Geschichte „Aladin und die Wunderlampe“ aus den „Märchen aus 1001 Nacht“ mit großem Erfolg in die Kinos, mit einem Einspielergebnis von 217 Mio. US-$ allein in den Vereinigten Staaten war es 1992 der erfolgreichste Kinofilm. Am 2. Juli 2011 erlebte das Musical „Disneys Aladdin“ am 5th Avenue Theatre in Seattle seine Uraufführung und wurde schließlich von Disney Theatrical Productions an den Broadway transferiert, wo es am 20. März 2014 am New Amsterdam Theater seine Premiere erlebte. Inzwischen haben es dort bereits mehr als eine Million Zuschauer gesehen. James Monroe Iglehart (Dschinni) erhielt 2014 den Tony Award und den Drama Desk Award als bester Nebendarsteller in einem Musical. Neben den von Alan Menken neu komponierten Songs „These Palace Walls“/„Diese Mauern“, „A Million Miles Away“/„Millionen Meilen fern“, „Diamond in the Rough“/„Der ungeschliffene Diamant“ und „Somebody’s Got Your Back“/„Wie gut wir uns verstehn“ enthält das Musical auch die Songs aus dem Kinofilm wie „Prince Ali“/“Prinz Ali“, „Friend Like Me“/„So ’nen Kumpel hattest Du noch nie“ sowie „A Whole New World“/„In meiner Welt“, für den Alan Menken 1993 den Academy Award of Merit („Oscar“) in der Kategorie „Bester Song“ gewonnen hat. Am 6. Dezember 2015 feierte „Disneys Aladdin“ am Theater Neue Flora in Hamburg seine europäische Erstaufführung, und für 15. Juni 2016 plant Disney Theatrical Productions die West End Premiere am Prince Edward Theatre, Dean John-Wilson und Jade Ewen („Sugababes“) werden als Aladdin und Prinzessin Jasmin zu sehen sein, Trevor Dion Nicholas (Standby Genie/Babkak/Sultan in der Broadway-Produktion) soll den Dschinni spielen.

Richard-Salvador Wolff (Aladdin) und Myrthes Monteiro (Jasmin); Foto Deen van Meer, © Stage Entertainment

In der Hauptstadt des arabischen Königreichs Agrabah lernt der gutherzige Straßendieb Aladdin durch Zufall Prinzessin Jasmin kennen, die jedoch ausschließlich einen Prinzen heiraten darf, und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Der Großwesir des Sultans Dschafar und sein Diener Jago bringen Aladdin zu einer Schatzhöhle, wo er eine Wunderlampe stehlen soll, in der sich ein Dschinni befindet. Als Aladdin an der Wunderlampe reibt, um die darauf befindliche Inschrift lesen zu können, setzt er den Dschinni frei und erhält dafür drei Wünsche. Geschickt setzt Aladdin diese ein, um das Herz von Prinzessin Jasmin für sich zu gewinnen und obendrein Dschafar zu überwältigen, der ursprünglich den Sultan vom Thron stoßen und dessen Tochter selbst für sich gewinnen wollte.

Richard-Salvador Wolff (Aladdin); Foto Deen van Meer, © Stage Entertainment

Wer als Kind Märchen vorgelesen bekommen hat, dem dürfte „Aladin und die Wunderlampe“ aus den „Märchen aus 1001 Nacht“ sicher noch bekannt sein, aber selbst Kinder, die bereits mit Spielkonsolen groß geworden sind, kennen die Geschichte womöglich auch, denn natürlich ist sie dafür ebenfalls verfügbar. Disney Theatrical Productions hat auf der Grundlage des Märchens und des 1992 erschienen Fantasyfilms mit dem Musical „Disneys Aladdin“ eine musikalische Komödie voller Romantik und Abenteuer im Stil der traditionellen Broadway-Musicals auf die Bühne gebracht, das mit seiner Premiere in Hamburg seinen Siegeszug nach Europa angetreten hat. Natürlich sind Sujet und Stil dieses Musicals nicht jedermanns Sache, doch wenn man ehrlich ist, so erfüllt „Disneys Aladdin“ die realistischen Erwartungen nicht nur vollumfänglich, mehr noch, es dürfte eines der aufwendigsten Musicals sein, das augenblicklich in Deutschland zu sehen ist. Beispielhaft sei an dieser Stelle die Szene in der Wunderhöhle angeführt, in der Aladdin den Dschinni freisetzt und dieser seine Fähigkeiten in der mitreißenden Nummer „So ’nen Kumpel hattest Du noch nie“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Was allein in dieser Szene an Ausstattung, Kostümen, Kostümwechseln und Choreografie aufgeboten wird, sucht seinesgleichen und wird vom Publikum mit Stehapplaus heftig akklamiert. In welchem anderen Musical gibt es schon stehende Ovationen bereits während der Vorstellung und nicht erst im Anschluss?! Im einzelnen sind Bob Crowley für das Bühnendesign, Gregg Barnes für die farbenfrohen, prächtigen Kostüme und Natasha Katz für das ansprechende Lichtdesign verantwortlich. Die von Jim Steinmeyer entworfenen Illusionen sorgen dafür, dass man aus dem Stauen nicht herauskommt und sich wundert, wie der ein oder andere Trick nun wieder funktioniert hat. Das trifft insbesondere natürlich auf den fliegenden Teppich zu, auf dem Aladdin und Prinzessin Jasmin vor dem tiefblauen Sternenhimmel durch die Nacht fliegen und für den es dementsprechend Szenenapplaus gibt. Das 15-köpfige Orchester unter der Musikalischen Leitung von Klaus Wilhelm bringt Alan Menkens Partitur ansprechend zu Gehör.

Enrico De Pieri (Dschinni) und Richard-Salvador Wolff (Aladdin), Ensemble; Foto Deen van Meer, © Stage Entertainment

Das 38-köpfige Ensemble, von dem 27 DarstellerInnen in der Vorstellung auf der Bühne mitwirken, wird von Richard-Salvador Wolff in der Titelrolle angeführt, der Anfang diesen Jahres sein Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen mit einem Bachelor of Arts im Studiengang Musical abgeschlossen hat. Schon optisch ideal besetzt weiß er sowohl als spitzbübischer Straßendieb Aladdin, der aus Armut Lebensmittel stehlen muss, um überleben zu können, als auch als verliebter Prinz Ali zu überzeugen, der schlussendlich einsehen muss, dass nur Ehrlichkeit zum Ziel führt. Die gebürtige Brasilianerin Myrthes Monteiro ist als selbstbewusste, emanzipierte Prinzessin Jasmin zu sehen, die ebenfalls gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen versucht und gegen ihren Vater rebelliert. In ihren Duetten „Millionen Meilen fern“ und „In meiner Welt“ harmonieren die beiden sehr gut miteinander. Der eigentlich Star des Abends ist jedoch Enrico De Pieri als Flaschengeist Dschinni, der humorvoll die meisten Gags bedient und mit perfekter Bühnenpräsenz für sich einzunehmen weiß. Ethan Freeman ist in der Rolle des unmoralischen Großwesirs Dschafar eher unterfordert, nutzt aber seine Auftritte als Antagonist bestmöglich und sorgt gegen Ende des Abend auch noch für ein klein wenig Spannung. Eric Minsk spielt im Musical dessen Helfershelfer Jago, der mit komödiantischem Talent aber sehr stark an den Papagei aus dem Animationsfilm erinnert. Als Aladdins Freunde Babkak, Omar und Kassar sind Stefan Tolnai, Pedro Reichert und Philipp Tobias Hägeli zu erwähnen, und als Sultan ist Claus Dam zu sehen.

Enrico De Pieri (Dschinni) und Richard-Salvador Wolff (Aladdin); Foto Deen van Meer, © Stage Entertainment

„Disneys Aladdin – Das Musical“ ist ein riesiger Spaß für Kinder und deren Eltern, die womöglich die Hauptzielgruppe dieses Musicals darstellen. Doch auch Erwachsene ohne Kinder können ohne weiteres Gefallen an der musikalischen Komödie im Stil traditioneller Broadway-Musicals finden, das Publikum in der letzten Preview zeigte sich von der Leistung der Darsteller begeistert und zollte ihnen augenblicklich Stehapplaus.

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