CD-Besprechung: „Pop-Oratorium Luther – Das Projekt der tausend Stimmen“

„Pop-Oratorium Luther – Das Projekt der tausend Stimmen“ – Musik: Dieter Falk; Text: Michael Kunze; Instrumentalisten: Max Falk (Schlagzeug & Percussion), Christoph Terbuyken (Bass), Klaus Bittner, Dennis Hormes (Gitarren), Dieter Falk (Pianos, Hammond, Keyboards & additional Vocals), Hanjo Gäbler (Hammond bei „Selber denken!“), Jan Schneider (Trompete); The Jayhorns: Serge Plum, Rik Mol (Trompete), Allard Buwalda (Saxophon), Jel Jongen (Posaune); Deutsches Filmorchester Babelsberg. Solisten: Frank Winkels (Martin Luther), Sophie Berner (Lara, eine Marketenderin), Andreas Wolfram (Johannes Faber, Dominikanermönch), Léon van Leeuwenberg (Johann Froben, Verleger, diverse Rollen), Paul Falk (Kaiser Karl V.), Stefan Poslovski (Ablassprediger, diverse Rollen), Stefan Stara (Philipp Melanchthon, diverse Rollen), Andreas Kammerzelt (Herold, diverse Rollen), Bonita Niessen, Silke Braas, Lisa-Marie Selke und Michaela Schober (diverse Rollen) sowie Giulio Riccitelli (Martin Luther als Kind).



„Pop-Oratorium Luther – Das Projekt der tausend Stimmen“


CD-Einspielung zur Uraufführung am Reformationstag 2015


Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther (* 10. November 1483 in Eisleben, † 18. Februar 1546 in Eisleben) seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses am Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Der Tag gilt bis heute als der Beginn der Reformation. Am 31. Oktober 2017 jährt sich der Thesenanschlag zum 500. Mal. Aus dem Grund wird von 2008 bis 2017 die Lutherdekade „Luther2017 – 500 Jahre Reformation“ begangen. Am 15. Juni 2013 feierte bereits das Musical „LUTHER! Rebell wider Willen“ von Erich Adalbert Radke (Musik) und Tatjana Rese (Libretto) am Landestheater Eisenach seine Uraufführung, am Reformationstag diesen Jahres schickt die Stiftung Creative Kirche aus Witten das Pop-Oratorium Luther – Das Projekt der tausend Stimmen von Dieter Falk (Musik) und Michael Kunze (Libretto) an den Start. 2010 haben die beiden zur Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 bereits das Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“ entwickelt (Uraufführung 17. Januar 2010, Westfalenhalle Dortmund), woraus später das Bühnen-Musical „Moses“ (Uraufführung 23. Februar 2013, Theater St. Gallen, Regie Martin Duncan) entstanden ist. Seither ist das Genre des Pop-Oratoriums als Singspiel mit wechselnden Solisten und einem übermächtigen Chor einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Mit Popmusik möchte Musikproduzent Dieter Falk religiöse Themen einem breiten Publikum zugänglich machen, und die Hörer dazu anregen, sich mit Martin Luther, dem theologischen Urheber der Reformation, und seinen Ideen zu beschäftigen. „Das Pop-Oratorium Luther ist kein Historienspiel, sondern ein Fest der tausend Stimmen. Wir holen Luther vom Podest und feiern mit ihm den Sieg des individuellen Gewissens über die übermächtige Autorität einer fragwürdigen Tradition“, sagt Michael Kunze, der sich für die Textarbeit am Stück tief in die Geschichte rund um die Reformation einarbeitete. Und auch Dieter Falk ist begeistert von dem Stoff, den er in engem Austausch mit Michael Kunze musikalisch verarbeitet hat: „Luther war ein Dickkopf. Einen Dickkopf kann ich nicht mit irgendwelchen Balladen unterlegen. Der braucht eine Rockband, ein Orchester, das wirklich Gas gibt und bei dem das tiefe Blech richtig reinhaut und auch mal ‚funky‘ spielt.“

„Pop-Oratorium Luther – Das Projekt der tausend Stimmen“, CD Cover, © 2015 Creative Kirche Medien GmbH

Im Mittelpunkt des Pop-Oratoriums Luther – Das Projekt der tausend Stimmen steht das Geschehen beim Reichstag zu Worms 1521, bei dem Martin Luther aufgefordert ist, sich vor Kaiser Karl V. zu verantworten und seine zuvor in seinen Büchern geäußerten Ansichten zu widerrufen. Mit Rückblenden und Ausblicken rund um das dortige Geschehen erzählt das Pop-Oratorium von Luthers Ringen um die biblische Wahrheit und von seinem Kampf gegen Obrigkeit und Kirche – eine spannende Geschichte um Politik und Religion. Luther weigerte sich unter Berufung auf die Bibel, seine kirchenkritischen Aussagen zu widerrufen, woraufhin im Wormser Edikt über Martin Luther die Reichsacht verhängt wurde. Der Geächtete wurde auf dem Heimweg heimlich entführt, um ihn der Gefahr zu entziehen, und verbrachte die nächsten Monate inkognito als „Junker Jörg“ auf der Wartburg, wo er das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, um jedermann Zugang zu Gottes Wort zu verschaffen.

Nun ist auf der vorliegenden CD-Einspielung noch nicht der rund 3.000 Sänger starke Chor zu hören, der bei der Uraufführung am 31. Oktober 2015 in der Westfalenhalle Dortmund im Mittelpunkt stehen soll. Ein aus rund 120 Sängerinnen und Sängern bestehender Chor, 13 Solisten, die holländische Band The Jayhorns, das Babelsberger Filmorchester – bei der Uraufführung in der Westfalenhalle wird „das junge orchester NRW“ spielen – und eine Band mit Studiomusikern haben an den knapp 88 Minuten (CD 1: 45 Minuten 41 Sekunden, CD 2: 42 Minuten) Musik mitgearbeitet. Doch auch in der vorliegenden Form hören sich die Chorpassagen – wie das gesamte Werk – bereits recht beeindruckend an, und auch die eingängigen Melodien gehen ins Ohr, insofern liegt Dieter Falk mit seiner Ansicht, Popmusik könne den Zugang zu religiösen Themen erleichtern, offensichtlich nicht verkehrt. Auch Kirchen-Choräle und teilweise neu arrangierte Originalchoräle von Martin Luther wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ finden sich bei den Songs wieder. Mit seinem Pop-Oratorium überschreitet Dieter Falk die Grenzen zwischen traditioneller und moderner Chormusik. Als Solisten sind Frank Winkels (Martin Luther), Sophie Berner (Lara, eine Marketenderin), Andreas Wolfram (Johannes Faber, Dominikanermönch), Léon van Leeuwenberg (Johann Froben, Verleger, diverse Rollen), Paul Falk (Kaiser Karl V.), Stefan Poslovski (Ablassprediger, diverse Rollen), Stefan Stara (Philipp Melanchthon, diverse Rollen), Andreas Kammerzelt (Herold, diverse Rollen), Bonita Niessen, Silke Braas, Lisa-Marie Selke und Michaela Schober (diverse Rollen) sowie Giulio Riccitelli (Martin Luther als Kind) zu hören. Das Booklet bietet neben einer Auflistung der Mitwirkenden auch die Synopsis, so dass man dem Inhalt leicht folgen kann.

Das Pop-Oratorium Luther – Das Projekt der tausend Stimmen kann natürlich die Frage „Wer ist Martin Luther?“ nicht umfassend beantworten. Eine Kernaussage des Werks besteht darin, ‚selber zu denken‘, wie Martin Luther gegen eine übermächtige Autorität, gegen alle Widerstände und unabhängig davon, was die Mehrheit denkt. Ohne die Umwandlung im Denken wäre die Reformation überhaupt nicht vorstellbar gewesen. Die vorliegende CD vermittelt bereits einen beachtlichen Eindruck von der gelungenen Umsetzung der Arbeit der Autoren an Martin Luther, man kann schon jetzt auf die Aufführung am Reformationstag 2015 gespannt sein. Die Doppel-CD ist im Webshop der Creative Kirche Medien GmbH erhältlich. Tickets für die beiden Aufführungen am 31. Oktober 2015 um 14 und 19 Uhr in der Westfalenhalle Dortmund sind überall erhältlich, wo es Tickets gibt.

Kommentare