DVD-Besprechung: „Kolpings Traum“

„Kolpings Traum“ – Musik, Lyrics: Dennis Martin; zusätzliche Musik: Marc Schubring; Lyrics, Buch, Inszenierung: Christoph Jilo; Choreografie: Doris Marlis; Bühne: Andreas Arneth; Kostüme: Ute Karow; Lichtdesign: Rüdiger Benz; Sounddesign: Andreas Balaskas, Maximilian Becker; Arrangements: Frank Hoffmann, Dennis Martin, Udo Krüger. Darsteller: Maximilian Mann (Adolph Kolping), Dennis Henschel (Adolph Kolpings Weggefährte Karl Wagner, eine fiktive Gestalt), Sabrina Weckerlin (Karls Frau Susanne Beck), Léon van Leeuwenberg (alter Adolph Kolping), Claus Dam (Fabrikant Karcher), Tina Haas (Frieda Karcher), Dietmar Ziegler (Johann Gregor Breuer/Kaplan), Tabea Grün (Clara), Sascha Kurth (Eisenstein), Olaf Meyer (Schuster/Elberfelder Bürgermeister Carnap), Martin Rönnebeck (Schustermeister Beck/Hauptmann), Guido Breidenbach, Tamina Ciskowski, Yasuko Kayamori, Evita Komp, Karolin Konert, Kristian Lucas, Stephan R. Przywara, Lars Rindelaub, Robert Schmelcher, Jenny Schlensker (Dance Captain Assistenz), Linda Stark (Dance Captain), Konstantin Zander, Extraensemble: Jörg Alt, Katharina Brehl, Kristin Heil, Torsten Paul. Uraufführung: 2. August 2013, Schlosstheater Fulda. Laufzeit 122 Minuten. FSK Freigegeben ab 6 Jahren.



„Kolpings Traum“


Aufzeichnung der Uraufführung im Schlosstheater Fulda


Am 2. August 2013 präsentierte spotlight musicals zum 200. Geburtstag von Adolph Kolping (* 8. Dezember 1813 in Kerpen, † 4. Dezember 1865 in Köln) im Schlosstheater Fulda die Uraufführung des Musicals „Kolpings Traum“ von Dennis Martin (Musik, Lyrics), Christoph Jilo (Lyrics, Buch, Inszenierung) und Marc Schubring (Musik zu „So kann es nicht bleiben“), weitere Vorstellungen folgten ab 15. August 2013 am Opernhaus in Wuppertal, wo Adolph Kolping 1845 in der Elberfelder Kirche St. Laurentius seine erste Stelle als Kaplan angetreten hat. Vom 8. bis 17. August 2014 wurde „Kolpings Traum“ im Schlosstheater Fulda wiederaufgenommen. Am 19. September 2015 soll es eine einmalige Aufführung mit einem 35-köpfigen Orchester in der Lanxess Arena in Köln im Rahmen des Kolpingtages 2015 geben, zu dem das Kolpingwerk Deutschland 15.000 Teilnehmende erwartet. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft ist ab 1. Dezember 2014 eine Aufzeichnung der Uraufführung im Schlosstheater Fulda in guter Bild- und Tonqualität auf DVD and Blu-ray erhältlich, wobei das heimische Pantoffelkino natürlich nicht das Live-Erlebnis im Theater ersetzen kann. Die DVD mit einer Spieldauer von 121 Minuten 35 Sekunden enthält lediglich eine wählbare Untertiteloption (engl.), Stereo und Dolby Digital 5.1 als Tonauswahl und kein weiteres Bonusmaterial, das Booklet enthält die Inhaltsangabe, diverse Bühnenfotos und das vollständige Libretto.

Adolph Kolping kam als viertes Kind des Schäfers Peter Kolping und dessen Ehefrau Anna Maria in Kerpen bei Köln zur Welt und erlernte auf Wunsch seiner Eltern nach dem Besuch der Volksschule im Alter von 12 Jahren zunächst das Schuhmacherhandwerk. Das Angebot, in eine der damals führenden Werkstätten in Köln einzuheiraten, lehnte er später als Schuhmachergeselle ab und wechselte die Stelle. Im Herbst 1837 trat er im Alter von beinahe 24 Jahren in das Marzellengymnasium in Köln ein, wo er am 3. April 1841 das „Zeugnis der Reife“ erhielt. Aus Dankbarkeit finanzierte Maria Helena Meller Adolph Kolpings Theologiestudium, nachdem er im Dezember 1840 das Begräbnis ihres ehemaligen Hauslehrers Bertram Josef Calker organisiert hatte, in den sie verliebt war. Am 13. April 1845 wurde Adolph Kolping in der Kölner Minoritenkirche zum Priester geweiht und trat in der Elberfelder Kirche St. Laurentius seine erste Kaplanstelle an. Im Juni 1847 wurde er zum zweiten Präses des ersten 1846 vom Lehrer Johann Gregor Breuer gegründeten katholischen Gesellenvereins in Elberfeld gewählt. Am 6. Mai 1849 gründete Adolph Kolping in Köln, wohin er als Domvikar zurückgekehrt war, den Kölner Gesellenverein. Auch in anderen Städten entstanden schon bald Gesellenvereine, 1850 schlossen sich die ersten dieser Vereine zum „Rheinischen Gesellenbund“, dem späteren „Katholischen Gesellenverein“ zusammen, der Verband wurde 1935 in „Kolpingwerk“ umbenannt. Mit über 400.000 Mitgliedern in mehr als 60 Ländern zählt das Kolpingwerk zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche, dessen Schwerpunkt der Arbeit die Bekämpfung der Armut bildet.

Der Vorstand des Kolpingwerks selbst gab 2009 den Impuls, Adolph Kolping ein Musical zu widmen, nachdem spotlight musicals bereits mit „Bonifatius – Das Musical“ (Uraufführung am 3. Juni 2004 im Schlosstheater Fulda) und „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen“ (Uraufführung am 7. Juli 2007 im Landestheater Eisenach) historische Themen mit religiösem Hintergrund als Musical auf die Bühne gebracht hatte. Angelehnt an Adolph Kolpings Biografie, angefangen von seinen Wanderjahren als Schuhmachergeselle bis zu seiner Rückkehr als Domvikar nach Köln, hat das Kreativteam ein Musical entwickelt, das um Kolpings frühen Lebensweg vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels der Industrialisierung und der existenziellen Gegensätze zwischen Arbeitern und Kapitalseigentümern eine fiktive Handlung vom Niederganz der Handwerkszünfte und der Profitgier und Verarmung im Räderwerk des Fortschritts erzählt, wobei Adolph Kolping der fiktive Weggefährte Karl Wagner und dessen Frau Susanne Beck zur Seite gestellt wurden, die stellvertretend das Schicksal der Gesellen und Arbeiter und deren Ausbeutung und Verarmung auf der Bühne darstellen. Wobei „zur Seite gestellt“ ein wenig untertrieben ist, tatsächlich gerät Karl Wagner mitunter zur heimlichen Hauptfigur der dramatischen Handlung, in der es Fabrikant Wilhelm Karcher als Widersacher nach dem Motto „Geld regiert die Welt“ lediglich auf maximalen Gewinn abgesehen hat, was natürlich zu Konflikten mit den verarmten Arbeitern führt. In den Hauptrollen sind Maximilian Mann (Adolph Kolping), Dennis Henschel (Adolph Kolpings Weggefährte Karl Wagner, eine fiktive Gestalt), Sabrina Weckerlin (Karls Frau Susanne Beck), Claus Dam (Fabrikant Wilhelm Karcher), Tina Haas (Frieda Karcher), Dietmar Ziegler (Lehrer Johann Gregor Breuer) und Léon van Leeuwenberg (alter Adolph Kolping) zu sehen, die allesamt auch schon in früheren Produktionen von spotlight musicals engagiert waren und überzeugende Darstellungen abliefern, wobei Léon van Leeuwenberg mit der Figur des alten Adolph Kolping, der das Geschehen an wenigen Stellen lediglich rückblickend kommentiert, heillos unterfordert ist.

Insgesamt ist „Kolpings Traum“ gut gemachtes Unterhaltungstheater, und so ist es nur zu begrüßen, dass sich die Produzenten entschieden haben, die Aufzeichnung aus dem Schlosstheater Fulda nunmehr auf DVD und Blu-ray zu veröffentlichen, die sicher auch bei dem ein oder anderen Musicalinteressierten, der die Aufführung in Fulda bzw. Wuppertal nicht auf der Bühne erleben konnte, ihre Käufer finden dürfte.

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