Megille Reloaded

Ein Purim-Musical in der Alten Synagoge Essen Der jüdische Feiertag Purim (der in diesem Jahr am 20. März gefeiert wurde) erinnert an die Rettung der Juden in Persien durch Königin Ester. Aus diesem Anlass wird in der Synagoge ein Fest mit Kostümierungen gefeiert, bei dem auch die Festrolle des Buches Ester (die Megile) vorgelesen wird. Das Buch Ester ist auch Teil des christlichen Alten Testaments. Ester ist die Base und Pflegetochter des Juden Mordechai. Sie wurde zur Gemahlin des Perserkönigs Achaschwerosch (Xerxes I., * 519 v. Chr.; † August 465 v. Chr.) erhoben. Durch ihren Einfluss und ihre Stellung rettete sie die Judenschaft des persischen Weltreiches vor einem durch den höchsten Regierungsbeamten Haman beabsichtigten Massenmord. Der gestillte Rachedurst der gequälten und unterdrückten Juden führte dann zur Einführung des Purimfestes. Das Buch Ester scheint im 3. Jahrhundert v. Chr. verfasst zu sein, als das Perserreich nicht mehr bestand. Man wird der Erzählung also wohl am ehesten gerecht, wenn man in ihr eine freie Geschichte sieht, die eine Lesung zum Purimfest darstellt.
Alte Synagoge Essen
Der jüdische Schriftsteller Itzik Manger (* 30. Mai 1901 in Czernowitz, Bukowina; † 21. Februar 1969 in Gedera, Israel) hat 1936 in Warschau die „megile lider“ in jiddischer Sprache geschrieben, die am 9. Oktober 1968 als „Di Megile fun Itzik Manger“ mit der Musik von Dov Seltzer am John Golden Theatre ihre Broadwaypremiere erlebten.
Ensemble „Megille Reloaded“, Foto: Klaus Kassel
In der ersten Januarwoche 2011 haben sich 40 Jugendliche in einem von Andreas Schmitges initiierten Begegnungsprojekt mit Unterstützung der „Klezmer Alliance“ unter der Leitung des Schlagzeugers Guy Schalom aus London, der New Yorker Jugendtheaterregisseurin Jenny Romaine und Bühnenbildnerin Alessandra Nichols aus Vermont eine Woche lang mit dem Musical beschäftigt und daraus eine neue Inszenierung, die „Megille Reloaded“ geschaffen, die am Ende des Workshops am 9. Januar 2011 in der Synagogen-Gemeinde Köln seine Premiere erlebte. Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage NRW 2011 war „Megille Reloaded“ am 26. März auch in der Alten Synagoge Essen – dem „Haus jüdischer Kultur“ – zu sehen. In der Aufführung wechseln erzählende Passagen auf Deutsch und Jiddisch mit Songs und Tanzszenen ab, getragen von Klezmer im modernen Gewand. Die Jugendlichen sind mit viel Enthusiasmus und Spass bei der Sache, die gezeigten Leistungen nach einem nur einwöchigen Workshop sind ganz erstaunlich. Neben dem Einstudieren verschiedener Rollen wurden die Puppen, Kostüme und das Bühnenbild selbst erstellt, und Jiddisch dürften wohl auch die wenigsten Jugendlichen zuvor gelernt haben. „Megille Reloaded“ ist ein wirklich großartiges Purimshpil, das einfach Spass macht, aber leider nur noch einmal am Sonntag, 27. März in der Synagogen-Gemeinde Köln zu sehen sein wird.

Kommentare